Ausgelöst (ARD-Radiotatort)

radiotatortIn der Task-Force Hamm schiebt die nordrhein-westäflische Polizei Polizisten mit „kleinen“ Schwierigkeiten ab. Unerwartet erhält das Team am Tag eines Leichenfundes Zuwachs: Der Polizist Hansmann, einst Realiy-TV-Star, nun eher in der Kategorie C-Promi, erscheint gleich mit seinem Kameramann. Er erhofft sich einen Neustart seiner Fernsehkarriere und kommt dabei bei dem gutmütigen Latotzke sehr gut an. Zunächst steht Hansmann aber eher der Auflösung eines Mädchenmordes im Weg, nur um kurz darauf selbst in einem Bordell erschossen aufgefunden zu werden.

Die tatsächliche Hörzeit, die auf die Lösung des Falls verwendet wird, ist in „Ausgelöst“ sehr klein. Die Hauptsendezeit geht es um die Dynamik im dysfunktionalen Team Hamm. Wieder einmal werden alle Schwächen ausdiskutiert. Doch im angesichts eines grausigen Mordes und Hansmanns Kamera entdeckt man an jedem Polizisten eine neue Seite. In dieser Folge kommt dazu zudem ein Konflikt mit dem „Vater“ der Task Force dazu, der genau so unterhaltsam wie die Sticheleien zwischen den in Hamm stationierten Polizisten ist. Angesichts der Tatsache, dass Hamm einer der am häufigsten gesendeten Tatorte mit dem vielleicht profiliertesten Team ist,  überzeuget das sehr – vor allem Freunde der vorherigen Hammer Folgen.

Hansmann stirbt „erst“ zur Hälfte der Hörzeit und wirbelt Hamm bis dahin ganz schön auf. Die Darstellung eines von sich eingenommen, aber eigentlich gänzlich unfähigen und naiven Reality-Stars ist hier sehr gut gelungen. Vor allem das Zusammenspiel mit dem genau so naiven und einfältigen Latotzke ist überzeugend. Denn hinter ihrer Dusseligkeit verbergen beide Polizisten ein enorm gutes Herz, das in ihrer Begeisterung für die (unterdurchschnittliche) Arbeit des jeweils anderen perfekt zutage tritt.

Daher ist es wenig überraschend, dass nicht Hansmann für den Tod des Mädchen verantwortlich ist. In der eigentlichen Detektivarbeit an dem Fall zeigt sich einmal mehr, dass in Hamm zwar eine Reihe von Pappnasen sitzen, diese aber in Extremsituationen ausgewöhnlich gut funktionieren. Dabei werden vor allem in der zweiten Hälfte ernste Fragen in einem sehr spannenden Setting verarbeitet. Gerade das den Fall abschließende Gespräch ist in an Intensität, Kaltblütigkeit und Spannung schwerlich zu überbieten.

Durch die für einen Radiotatort ungewöhnlich konsistente Charakterarbeit gelingt es dem kreativen Hammer-Tatort in „Ausgelöst“ aus einem durchschnittlichen Fall nicht nur eine sympathische Folge, sondern in der zweiten Hälfte auch einen spannenden Krimi zu machen.

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