Use of Weapons (von Iain M. Banks)

useofweaponsDiziet Sma ist eine Agentin der Kultur in der Abteilung Besondere Umstände. Zusammen mit ihrer Kampfdrohne Skaffen-Amtiskav ist es ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass die Interessen der Kultur auf fremden Welten vertreten werden. Häufig greift die Kultur nicht direkt ein, um ihre Ziele durchzusetzen. In diesem Roman beauftragt Sma einen ihrer Söldner, Cheardenine Zakalwe, damit, den einstigen politischen Führer eines Clusters aus den Händen seiner gutmütigen Gefängniswärter zu befreien, um durch sein politisches Comeback zu verhindern, dass eine Fraktion an die Macht kommt, die die Ziele der Kultur nicht teilt. Zakalwe stimmt dieser Mission überraschend schnell zu. Eine Hälfte des Romans beschreibt in fortschreitender Erzählung, wie Zakalwe diesen Auftrag ausführt, die andere Hälfte geht in der Zeit zurück un der erkundet Zakalwes Vergangenheit und wie er ein Söldner der Kultur wurde.

„Use of Weapons“ besteht aus zwei Erzählebenen. Die aufsteigend nummerierten Kapitel erzählen die Mission Zaklawes, während die rückwärts zählenden Kapitel beleuchtet verschiedene Aspekte aus Zakalwes Vergangenheit. Das macht den Einstieg in den Roman zunächst einmal schwierig. Nach einer knappen Einleitung erlebt der Leser wie Sma von einer eigenen Mission abgezogen wird, um Zakalwe zu einem Söldnereinsatz zu überreden. In diesem Auftakt wird die abstrakte Gesellschaft der Kultur, die in der Lage ist, weite Teile der Galaxis in ihrem Sinne zu bestimmen, eingeführt. Die Hegemonie der Kultur basiert auf ihren weit entwickelten Maschinen wie der Kampfdrone Skaffen-Amtiskav und ihren intelligenten Schiffen. In vielen Aspekten sind die Maschinen den biologischen Bewohnern der Kultur weit überlegen (und sind sich dessen auch bewusst). Die Kultur setzt einige ihrer Ziele auch gegenüber weniger entwickelten bzw. nicht der Kultur angehörigen Zivilisationen durch und benötigt dort, wo sie aufgrund von Verträgen nicht eingreifen darf, Söldner, um ihre Ziele „zu vertreten“. Obwohl die Struktur des Romans zunächst verwirrend und kompliziert erscheint, erlaubt sie es Banks, die komplexe Situation auf spannende Art einzuführen. Schließlich ist noch nicht klar, um wen es sich bei Zakalwe eigentlich handelt, warum nur Sma ihn mit einer neuen Mission beauftragen kann und weshalb der Fokus des Romans überhaupt auf ihm liegt.

Ab dem ersten Drittel wird immer deutlicher, dass „Use of Weapons“ ein Roman über Cheradenine Zakalwe ist. Er führt die Friedensmission im linearen Handlungsstrang aus und schleust sich als Undercoveragent in eine andere Gesellschaft ein. Vor allem aber dreht sich die nicht lineare Handlung komplett um ihn. Mal erfährt man von seinen vielen Missionen für die Kultur, mal von seinen Versuchen, sich ein friedliches (gar poetisches) Leben aufzubauen. Jedes Kapitel macht Zakalwe selbst faszinierender und damit auch die Hauptmission interessanter.

Dabei wird nie klar, wer eigentlich die Guten bzw. die Bösen in der jeweiligen Konfliktkonstellation sind. Die Kultur kämpft mit Zakalwe eindeutig Stellvertreterkriege aus, versucht ihr positives Maschinenbild durchzusetzen und sieht große zivile Verluste eher indifferent. Im Laufe des Romans wird immer deutlicher, dass Sma sich dieser Frage kaum stellt und dass auch Zakalwe sie versucht zu ignorieren. Das Haupträtsel des Romans scheint es zu sein, warum Zakalwe, der sich sehr leicht mit der Sache „seiner“ Seite identifizieren kann und immer wieder große Sympathie für seine Umgebung (und einzelner Individuen darin) aufbaut, sich von dieser zwingenden Frage abkapseln kann. Doch für ihn gibt es dringenderes als sich über die Frage, ob er auf der richtigen Seite steht, den Kopf zu zerbrechen. Denn nach jeder Mission ist ein Teil seiner Bezahlung, dass die Kultur ihn für einen kurzen Moment zurück in seine Heimat bringt.

Aus den Rückblenden ergibt sich immer mehr der Eindruck eines schrecklichen vergangenen Erlebnisses, weswegen er es in seiner Heimat nicht mehr aushält und zudem panische Angst vor Stühlen hat. Die Kultur scheint ihn auch wegen seiner Erkenntnisse in einem früheren Krieg rekrutiert zu haben. Und so gelingt Banks im letzten Drittel des Romans ein überzeugender Kniff: Erwartet der Leser eigentlich eine Charakterstudie Zakalwes so liefert diese gleichzeitig ein perfides und gnadenloses Rekrutierungsbeispiel der Kultur. Für ihre Stellvertreterkriege sucht sie sich anscheinend gezielt Lebewesen aus, die ein großes emotionales Paket mit sich tragen.

Unter dem Eindruck Zakalwes äußerst dunklen, schaurigen Geheimnisses erscheint die Kultur und ihre angeblich wohltätige Art in einem ganz anderen Licht. „Use of Weapons“ zeigt damit in Form einer einfühlsamen und am Ende schockierenden Charakterstudie wie auch vermeintlich weit entwickelte Gesellschaften mit guten Zielen brutale Stellvertreterkrieg inklusive moralisch fragwürdiger Rekrutierungserscheinungen rechtfertigen können.

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