Aladins Wunderlampe (ARD-Radiotatort)

radiotatortDer Bauunternehmer Hannes Busch nimmt seinen jüngsten Sohn an seinem 18. Geburtstag mit in das Bordell, indem er für die Sanitäreinrichtung zuständig war. Doch Lukas lehnt Prostitution ab und möchte sich nicht, so wie es sein Vater wünscht, ‚die Hörner abstoßen‘. Hannes rastet im Puff aus, wird rausgeschmissen und droht dem Besitzer dabei, ihn wegen Menschenhandel auffliegen zu lassen. Zwei Tage später verbrennt Hannes in seinem Gartenhaus. Am Tatort wird Brandbeschleuniger gefunden. Die Kommissare Paquet und Gartner ermitteln daraufhin im Bordell-Milieu.

Das Thema Prostitution ist schwierig in ein Hörspiel zu fassen. In „Aladins Wunderlampe“ gelingt dies ganz gut durch den Kunstgriff, dem Macho Hannes Busch noch einen bei der Organisation „Mecs contre la Prostitution“ engagierten Architekten gegenüber zu stellen. Die beiden Ermittler stehen gleichzeitig für verschiedene Sichtweisen auf das Thema. Für den älteren Kommissar Paquet geht Prostitution automatisch mit mehr Menschenschmuggel einher, während seine jüngere Kollegin Gartner hofft mit der Entkriminalisierung des ‚Geschäfts‘ Kriminalität eindämmen zu können. Auf diese Weise beleuchtet der Tatort Ausbeutung in der Branche, ohne dabei den Zeigefinger zu sehr zu erheben und bzw. den Tatort durch diese gesellschaftliche Fragestellung dominieren zu lassen.

Denn im Mittelpunkt steht einmal mehr eine Familientragödie. Hannes Busch wurde von seinem jüngsten Sohn genau so gehasst wie von seiner betrogenen und erz-katholischen Gattin. Sein ältester Sohn, Alex, verehrt seinen Vater hingegen und begleitet ihn gerne auf seinen Puff-Touren. Dafür wird er von seiner Mutter wiederum als herzloser Vergewaltiger abgelehnt. Somit gibt es mit dem Bordellbetreiber, den aggressiven Prostitutionsgegnern und den zwei Hannes hassenden Familienmitgliedern gleich mehrere Verdächtige. Dabei zeichnet sich bald ab, dass der Schlüssel zur Handlung irgendwo in der Familie liegen muss.

Hier gelingt es den Autoren sehr gut, ein tragisches Zusammenspiel zweier Unfälle der Söhne zu konstruieren, das durch den auf christlichen Werten basierenden aber von unchristlichem Richtgedanken getriebenen Hass Sylvia Buschs abgerundet wird. In diesem Familienspiel kommen viele Faktoren zusammen und die Autoren verarbeiten darin gleichzeitig noch einen bewegenden Kriminalfall aus dem Bordellmilieu.

„Aladins Wunderlampe“ ist dadurch ein vielschichtiger und durchaus spannender Radiotatort gelungen, der das Thema Prostitution eindringlich aber (abgesehen von einem etwas längeren Vortrag aus den Reihen der Mecs contre la Prostitution) ohne erhobenen Zeigefinger behandelt. Der Spagat zwischen brutaler Polizeirealität, realitätsfernen Gesetzen und einer zerrütteten Familie ist hier sehr gut gelungen.

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