Msssarrr! (von Alfred Bekker)
|Die Sternenfaust wird nach ihrem letzten Einsatz generalüberholt, die Crew erhält Landurlaub. Doch das Vergnügen hält nicht lange an: Ein unbekanntes Objekt taucht im Sonnensystem in der Nähe des Merkur auf und sorgt für starke technische Störungen im System. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um eine riesige Anlage der spinnenartigen und gehirnfressende Msssarrr handelt. Es scheint eine zweite vor den Kridan fliehende Kolonie zu sein, die sich nun das Sonnensystem einverleiben möchte. Da ein Großteil des Star Corps damit beschäftigt ist, die Grenze gegen die Kridan zu schützen, obliegt es der Sternenfaust und einiger weniger verbliebener Einheiten, den neuen Feind aufzuhalten.
„Msssarrr!“ präsentiert ein Szenario, das man auf leichte Art in eine spannende Geschichte verwandeln könnte. Die Msssarrr sind ein mysteriöser und vor allem angst einflößender Gegner. Schließlich töten sie ihre Gegner nicht sofort, sondern verbleiben sich zunächst deren Gehirne ein. Der Roman beginnt dementsprechend vielversprechend. Bekker schildert die „Invasion“ der Msssarrr aus der Perspektive eines Merkur-Shuttles, das über dem Planeten abstürzt. In der Folge müssen die Passagiere in der lebensfeindlichen Umgebung des Merkurs mit starken technischen Störungen überleben. Während diese Nebenhandlung emotional überzeugt, misslingt die Umsetzung der weiteren Handlung völlig.
Ein Großteil des Romans besteht nämlich aus Rückblenden, die dem Leser die Kultur und den Exodus der Msssarrr näher bringen sollen. Man erfährt, dass die spinnenartige Spezies keineswegs immer Gehirne gegessen hat und einst sogar einem tatsächlich friedlichen Reich angehörte. Erst angesichts der Kridan-Bedrohung konnte sich der Gehirnkult durchsetzen. Diese Transformation der Msssarrr-Gesellschaft ist trocken und nüchtern erzählt und trotz des schaurigen Themas gelingt es Bekker kein einziges Mal, bei seinen Lesern ein schauriges Gefühl auszulösen. Für den Exodus der Msssarrr gilt das Gleiche. Die Rückblenden erzählen schließlich ein apokalyptisches Szenario, in dem ein Imperium von den Kridan vernichtet wird. Lediglich ein Bruchteil der Bevölkerung kann mithilfe der zwei Exodus-Projekte fliehen. Das Leid und der Schrecken dieses Krieges werden zu keinem Zeitpunkt überzeugend beschrieben, die Rückblenden bleiben nüchtern und langweilig. Hier wurde eine gute Chance vertan, die Msssarrr mit einer komplexen und überzeugenden Hintergrundgeschichte auszustatten.
Die Handlung im Sonnensystem ist noch schlimmer beschrieben. Das liegt zum Einen daran, dass sie zum größten Teil aus Kampfszenen besteht. Auf der einen Seite sollen die Msssarrr-Schiffe unglaublich stark sein. Auf der anderen Seite hält der Leichte Kreuzer Sternenfaust für eine ungewöhnlich lange Zeit dem feindlichen Beschuss statt. Dies ist jedoch nicht das größte Logikproblem. Im Sonnensystem tummeln sich Star Corps Offiziere, die bereits Kampferfahrungen gegen die Kridan gesammelt haben. Dafür, dass diese Bedrohung erst vor kurzem entdeckt wurde, ist das ein Wunder. Die Beschreibung des Kalten Krieges mit den Kridan als eines tatsächlichen, bereits laufenden Krieges ist sehr ärgerlich. Im fünften Band einer Serie sollte man schließlich noch den Überblick über den Stand der Serie bewahrt haben. Und große Schlachten mit den Kridan gab es bisher kaum.
Letztlich ist „Msssarrr!“ eine 256-seitige Einleitung zum Folgeband. Am Ende des Romans greifen nämlich die Kridan die Solarne Welten an. Die Menschheit hat nun ein großes Problem vor der Haustür (die Kridan) und ein noch größeres Problem im Wohnzimmer (die Msssarrr im Sonnensystem). Es braucht solch ein extremes Szenario, um nach den langweiligen Rückblenden und den sich in Widersprüchen verstrickenden Scharmützeln im Sonnensystem das Interesse der Leser an weiteren Teilen der Serie aufrecht zu erhalten.