Ein Mann namens Ove (von Fredrik Backman)

oveOve ist ein griesgrämiger Pedant. In seiner schwedischen Wohnsiedlung überprüft er genau, ob alles rechtens läuft. Er erinnert Bewohner daran, dass Autos in der Wohngegend nicht erlaubt sind, verhindert, dass Hunde auf den Gehweg pinkeln und geht seinen Nachbarn auch auf andere Art auf die Nerven. Doch Ove hat auch kurz zuvor seine Frau und seine Anstellung verloren. Beides waren die Fixpunkte seines Lebens, nun möchte er diesem ein Ende setzen. Ärgerlicherweise sind seine Selbstmorversuche jedoch nicht von Erfolg gekrönt: Die unfähigen Menschen in seiner Umgebung kommen ihm immer wieder in die Quere.

„Ein Mann namens Ove“ lebt in erster Linie von Backmans Erzählstil. Die Handlung verläuft auf zwei Ebenen. Zunächst erlebt der Leser den griesgrämigen und verbitterten Ove, in Rückblenden erschließt sich langsam, dass Ove schon immer penibel und penetrant war und warum er über die Zeit verbitterter wurde. Auf der Hauptebene erzählt Backman zudem wie Ove langsam aber sicher von den Ereignissen um ihn herum zurück ins Leben geholt wird.

Das bietet viel Potential für Kitsch. Und tatsächlich endet der Roman auf einer rührseligen beinahe kitschigen Note. Bis dahin gelingt es dem Autor jedoch, ein vielschichtiges Bild sowohl Oves als auch der Nachbarschaft zu zeichnen. Der wortkarge aber grundanständige Ove wird auf beeindruckende Weise, Kapitel für Kapitel in Szene gesetzt. Obwohl Ove sich nicht verändert, wandelt sich Stück für Stück die Perspektive des Lesers auf den alten Mann. Mit der Zeit stehen so nicht mehr die negativen Seiten seines Handelns im Vordergrund, sondern positive Aspekte wie seine Hilfsbereitschaft lernbereiten Menschen gegenüber, seine Loyalität und sogar seine Toleranz.

Abgerundet wird diese überzeugende, humorvolle und doch eindringliche Darstellung durch Oves Männerfreundschaft zu seinem Nachbarn Rune. Eine Auto-Prinzipienfrage führte zu einer jahrelangen Feindschaft, die zunächst lächerlich anmutet. Die Rückblenden offenbaren die Hintergründe dieser Auseinandersetzung und sorgen im Verbund mit Oves Entscheidung, seinem Erzfeind und dessen Frau zu helfen, zu einem der überzeugendsten Charaktermomente des Romans. An dieser Stelle zeigt sich, dass Ove eben nicht der teilnahmelose Nervnachbar ist, sondern dass er dann handelt, wenn es notwendig ist – und eben nicht zuvor.

Die Verbindung Humor, Charakterstudie und Nachbarschaftsportrait gelingt in „Ein Mann namens Ove“ außerordentlich gut und unterhaltsam. Die lustige, aber ernste und immer wieder überraschende wie eskalierende Handlung steuert auf ein kitschig und doch etwas trauriges Ende zu und lehrt den Leser (und Ove) dabei auf bewegende Art, niemanden auf den ersten Blick zu bewerten.

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