Die Kanonen von Dambanor II (von Alfred Bekker)

stfIVDer Angriff der Kridan auf das Triple Sun System konnte abgewehrt werden. Doch dies gelang nur mit einem schwarzen Loch, was das Überleben in dem System nun unmöglich macht. Die bisherigen Bewohner, die Xabong müssen evakuiert werden. Sie erbitten einen spezifischen Planeten im Dambanor System. Hier brodelt bereits ein unterschwelliger Konflikt zwischen der dortigen, unterentwickelten Bevölkerung und restriktiv auftretenden menschlichen Siedlern. Die Ankunft der Xabong und die Entdeckung, dass die Xabong den Planeten aufgrund weiterer Hinterlassenschaften der Toten Götter ausgewählt haben, heizen den Konflikt weiter an.

Bekker entscheidet sich, die Erzählung auf zwei Zeitebenen zu erzählen. Im Jahr 2246 erlebt der Leser wie sich die junge Dana Frost, spätere Kommandantin der Sternenfaust, eine prägende Verletzung zuzieht, weil sie ein vermeintlich primitives Volk unterschätzt. Im Jahr 2236 versucht Captain Leslie, der erste Kommandant der Sternenfaust etwas Ordnung in das Chaos nach der Schlacht um Triple Sun zu bringen. Beide Handlungen können letztlich nicht überzeugen.

 

Die Handlung im Jahr 2236 krankt daran, dass sie viel zu viele Fronten erzählt. Admiral Rudenko lässt das merkwürdige Artefakt der Toten Götter untersuchen, gleichzeitig schwelt der Konflikt auf Dambanor II an und die Xabong kochen natürlich ihr eigenes Süppchen. All das ist penibel beschrieben, bleibt aber immer emotionslos. Bekker gibt sich zwar die Mühe auf beiden Seiten des Konflikts auf Dambanor II vermeintliche Sympathieträger aufzubauen. Doch weder gelingt dies noch werden diese Protagonisten sinnvoll in die Haupthandlung eingebunden. Damit ist dieser Handlungsstrang letztlich nichts weiter als eine nüchtern-langweilige Darstellung des Konflikts und der Xabong-Evakuierung.

 

Der Roman verschenkt aber auch die Möglichkeit, Dana Frost eine überzeugende Vorgeschichte zu geben. Die Verletzung auf Dambanor II ist prägend für den späteren Captain der Sternenfaust. Daraus hätte man eine überzeugende Erzählung machen können, in der Dana Frost tatsächlich jemanden unterschätzt. Hier wird sie jedoch Opfer eines heimtückischen Attentats, das sie keineswegs einschätzten könnte. Die Antwort auf diese Ereignisse müssten permanente Paranoia sein. Das ist sehr frustrierend und trägt vor allem ebenfalls nicht zur Spannung des Romans bei.

Zuletzt ignoriert der vierte Band der Star Corps Chroniken völlig den eigentlich sehr interessanten Grundkonflikt. Die Menschen kamen einst nach Dambanor II und vertrieben die örtliche Bevölkerung von einem Kontinent. Seitdem treten sie den Eingeborenen gegenüber äußerst paternalistisch auf. Diese koloniale Gehabe wird zwar thematisiert, doch über einen Zeitraum von zehn Jahren in keiner Form geändert. Diesen kritischen Konflikt hätte ein überzeugender Science Fiction Roman in den Mittelpunkt gestellt und exemplarisch und vor allem spannender gelöst.

 

„Die Kanonen von Dambanor II“ ist zwar ein solide erzählter Roman, der jedoch aufgrund vieler verpasster Chancen, einer ärgerlichen Darstellung des Schlüsselereignisses in Dana Frosts Leben und einem langweiligen Spannungsaufbau eher unterdurchschnittliche Unterhaltung bietet.

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