Der Saven-Konflikt (von Michael Marcus Thurner)

mx433Ein Experiment der Kontras lässt Botan sterben. Die Friedenswahrer sind in heller Aufruhr, da sie ohne Botan ihre Probanden nicht richtig testen können. Die Kontras müssen zudem darum fürchten, dass ihre Aktionen das eigene Volk bedrohen. Also gehen sie einen Pakt mit dem Teufel ein: Die auf Troxx ausgebrochenen Saven sollen dazu überredet werden, mit ihren Fähigkeiten Botan zu retten. Im Ausgleich sollen sie in ihre Heimatwelt zurückgebracht werden. Doch den in anderen moralischen Konzepten denkenden Saven diese Idee schmackhaft zu machen, ist alles andere als leicht.

„Der Saven-Konflikt“ greift das interessanteste Thema des laufenden Zyklus auf. Die Saven sind eines der Testvölker in der Stadt Toxx. Es handelt sich hierbei um ein einzigartiges Volk, das von zwei gegensätzlichen Konzepten aufgesogen wird bis nur noch eines dieser Konzepte übrig bleibt und sich die Individuen wieder von ihm trennen und das Spiel wieder von vorn beginnt. Aruula gelang es diesem Volk menschliche Moralvorstellungen einzupflanzen, die sich nun als drittes Konzept an dem Spiel beteiligen. In einer Notsituation musste Matt zudem einen Schutzschild, der die Saven von der restlichen Bevölkerung der Stadt trennte, deaktivieren. Nun geistern die Konzepte durch die Stadt und arbeiten fieberhaft daran, von dem Planeten zu fliehen und in ihre Heimat zurückzukehren.

Wieder ist die Darstellung der Saven sehr gelungen. Ihre andere Art des Denkens, das ständige Gegenüberstellen unterschiedlicher Handlungsformen, ist sehr interessant zu lesen. Gleichzeitig zeigt sich in diesem Heft, dass di Saven durchaus in der Lage sind, miteinander zu kooperieren, um pragmatische Ziele zu erreichen. Ironischerweise wird dies vor allem durch die verhassten menschlichen Moralvorstellungen ermöglicht. Insgesamt ist die Auseinandersetzung über die Veränderungen innerhalb der Saven und die Beschreibung ihrer Handlungen und Ziele sehr gelungen.

Der Rest der Handlung ist leider weniger gelungen. Zunächst einmal verhalten sich die Friedenswahrer äußerst ungeschickt. Vor allem die Kontras, denen es angeblich seit vielen Jahren gelungen ist, verdeckt zu operieren, agieren geradezu dämlich. Gleichzeitig stellt sich die Frage nach ihren Zielen so dringend wie nie zuvor. Denn anscheinend wimmelt es in einflussreichen Friedenswahrerpositionen nur so vor Kontras. Warum hat diese Gruppe dann bisher nur so wenig Einfluss? Vielleicht liegt es ja an fehlenden Zielen, dass die Kontras diese nicht erreichen können.

Gänzlich misslungen ist ein unglaublicher Massenmord an der Bevölkerung der Stadt Toxx. Dieser stellt zwar die Andersartigkeit der Saven, denen der millionenfache Tod egal zu sein scheint, dar, nutzt aber sonst niemandem. Im Gegenteil, das faszinierende Gebilde, das zehn Folgen lang überraschend gut inszeniert wurde, ist nun für immer verloren. Damit könnte man aber noch leben, mit der reduktionistischen Darstellung des Verbrechens hingegen nicht. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Tat noch in irgendeiner Art gesühnt wird bzw. in der Serie eine Rolle spielt. Letztlich ist schließlich Matt mit seiner Entscheidung, die Saven frei zu lassen, auch für den Massenmord verantwortlich. Das muss noch einmal aufgegriffen werden, soll es kein dunkler Fleck in der Seriengeschichte bleiben.

Neben der überzeugenden Darstellung der Saven und der ständigen (und letztlich wahren) Drohung eines Massenmordes wird der Roman einzig von der Frage getragen, ob die Saven am Ende Botan retten. Das reicht nicht aus, um wirkliche Spannung. Angesichts der langsamen Spannungskurve und der misslungenen Darstellung der Friedenswahrer und des Endes der Stadt Toxx hinterlässt der Roman trotz der hohen Potenzials der Saven nur einen durchschnittlichen Eindruck.

 

 

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