Die Schlacht um Triple Sun (von Alfred Bekker)
|Die Xabong mussten vor den religiös-fanatischen Kridan in ein neues System fliehen. Im Triple Sun-System haben sie sich ein neues Reich geschaffen. Dafür mussten sie jedoch zunächst Kshagir, ein kleines Volk, dass die vielen dutzend Planeten des Systems besiedelte, vertrieben. Den Kshagir wurde ein einziger, kleiner und sehr unwirtlicher Planet zugestanden. Verständlicherweise sinnen die Kshagir auf Rache und stehen bereits in Kontakt mit den Kridan, um über ein Bündnis zu verhandeln. Doch dann stößt einer der wenig angesehenen Forscher der Kshagir auf eine uralte Hinterlassenschaft früherer Völker: Ein Gerät, dass eine fünfdimensionale Strahlung aussendet. Das Ergebnis ist für den Bergstromantrieb, den Überlichtantrieb der Kridan, Xabong und auch der Menschen fatal, der Antrieb versagt mitten im Flug. Nur mit Mühe und Not übersteht die Sternenfaust den ersten dieser Impulse. Sie befand sich ohnehin auf dem Weg in das Triple Sun-System, um mit den Xabong über ein Bündnis zu beraten. Durch die Entdeckung des Gerätes wird die Mission plötzlich zu einem diplomatischen Drahtseilakt, denn das Gerät darf auf keinen Fall als Waffe in die Hände der Kridan fallen.
Alfred Bekker setzt die größte Stärke der Serie auch in „Die Schlacht um Triple Sun“ fort. Die hier auftauchenden Völker sind minutiös und atmosphärisch dicht in Szene gesetzt. Die Xabong sind ein Volk, das vor allem über Düfte kommuniziert und dessen Führungsstruktur die dominantesten Düfte aufbauen muss, um sich an der Macht zu halten. Die Kshagir wiederum sind ein militantes und vor allem wissenschaftsfeindliches Volk. Von zu komplizierten Systemen und somit auch vom komplexen Denken werden sie rasch müde. Beschäftigen sie sich nicht mit Wissenschaft können sie wiederum tagelang wach bleiben und sogar stramm marschieren. Dieses Volk erlebt der Leser aus der Sicht eines Wissenschaftlers, der im sozialen Kastensystem der Kshagir automatisch auf der untersten Stufe steht und diesen Beruf nur ergreifen musste, da er eine körperliche Fehlbildung hat. Beide Gesellschaften sind faszinierend und ausführlich beschrieben. Dieser Teil der Lektüre lohnt sich.
Der übrige Handlungsaufbau des Romans ist hingegen weitestgehend misslungen. Bekker räumt auch der Sternenfaust-Besatzung viel Raum ein. Hier geht es aber einmal mehr um das Verhältnis der einzelnen Protagonisten zu dem Orden der Christophorer. Vor allem Captain Leslies Minderwertigkeitsgefühle, die davon rühren, dass sein Bruder von dem Orden ausgewählt wurde, er aber nicht und er sich damit fragt, was ihm wohl fehlt, beginnen im dritten Aufguss zu nerven.
Negativer fällt jedoch die falsche Schwerpunktsetzung des Romans auf. Viel Platz geht bereits durch die ausführliche Schilderung zweier Völker verloren. Bekker räumt jedoch einer weiteren Nebenhandlung, in der Admiral Rudenko eine fatale strategische Entscheidung trifft, die in einem äußerst verlustreichen Raumgefecht endet, viel zu viel Platz ein. Der Raum dieser Nebenhandlung wäre gerechtfertigt gewesen, wenn sie der Höhepunkt des ersten Teil eines Zweiteilers wäre. Außerdem hätte es einer konsequenteren Aufarbeitung der Fehlentscheidung Rudenkos bedarf, der durch falschen Stolz (nämlich dem Wunsch sich nicht zu den Xabong zurückzuziehen) einen Großteil seiner Einsatzflotte verloren hat. Natürlich sorgt diese Nebenhandlung letztlich dafür, dass Rudenko durch einen außergewöhnlichen Zufall die diplomatischen Verhandlungen mit den Kshagir zugunsten der Menschen entscheiden kann. Diese Wendung ist jedoch so stark konstruiert, dass sie am Ende kaum überzeugen kann.
Stattdessen wirkt es so, als sie der Platz für die wirkliche Konfrontation des Romans, der titelgebenden „Schlacht um Triple Sun“ schlichtweg nicht mehr vorhanden. Diese letzte Schlacht wird dadurch auf wenigen Seiten abgehandelt und rasch durch den Joker Rudenko gelöst. Der mit der Beschreibung der zwei Völker sehr gut gestartete Roman verliert sich somit in einem belanglosen Finale, das zudem den Status Quo kaum verändert. Hieraus hätte man viel mehr machen müssen.
„Die Schlacht um Triple Sun“ überzeugt mit der Darstellung zweier Völker. Zwar wäre es schön, wenn in der Buchserie auch die bekannteren Völker des „Sternenfaust“-Universums etwas Platz erhielten. Doch angesichts der sehr überzeugenden Gesellschaftsskizzen vergisst man diesen Wunsch schnell. Die Haupthandlung und der Spannungsaufbau sind jedoch schwach. Litt der Vorgänger noch unter einer viel zu dünnen Handlung, so wäre hier das Potential für mindestens einen (deutlich schneller erzählten) Folgeband vorhanden. Die Verbindung aus Speziesstudien und actionreicher Handlung misslingt angesichts des großen Potentials der dramatischen Konstellation im Triple Sun-System auf ärgerliche Art.