Traumhochzeit (ARD-Radiotatort)

Exklusive Location, teurer Champagner und ausgelassene Stimmung: Die Hochzeit des Berliner Goldhändler Marc mit der Miss NRW Tessa könnte tatsächlich als Traumhochzeit durchgehen – läge nicht die Leiche eines Cousins von Mark vor der Tür. Pikanterweise wurde der Drogensüchtige Cousin Kay mit einer Flasche des exquisiten Champagners der Festgesellschaft erschlagen. Das Team um Kommissar Polanski nutzt die Chance, dass alle Verdächtigen an einem Ort sind und ermittelt innerhalb der Hochzeitsgesellschaft.

„Traumhochzeit“ ist ein sehr gelungenes Kammerstück. Es verbindet familiäre Spannungen mit einem Drogen- und Wirtschaftskrimi. Daraus entsteht ein vielschichtiger Kriminalfall, der Platz für mindestens vier dringend Tatverdächtige Personen lässt und die Ermittler zwischen diesen Polen hin- und hertreiben lässt. Anders als z.B. im vorherigen Tatort, lassen sich die Ermittler hier aber nicht vor sich her treiben. Stattdessen nehmen sie auf sehr unterhaltsame Art die Eigeninitiative in die Hand und scheuen auch nicht vor dem einen oder anderen schmutzigen Trick zurück.

Dem Tatort gelingt es besonders gut, die verschiedenen Charaktere authentisch darzustellen. Der besoffene Vater des Bräutigams, der skurrile Besitzer des Etablissements oder die kalt kalkulierende Mutter der Braut, sie alle stehen dem Zuhörer in wenigen Sätzen vor Augen. Dazwischen die auch schon etwas übermüdete Polizei, die an den vielen Verdächtigen zu verzweifeln beginnt – zumal ein Beamter aufgrund einer spontanen Romanze gar nicht erst auftaucht.

Die einzige Schwäche des Tatorts fällt nur regelmäßigen Hörern der Serie auf: Bereits im vorherigen Monat entschieden sich die Drehbuchautoren für ein Kammerstück. Das hatte ähnliche Ausnahmen, war jedoch brutaler aber weniger authentisch als diese etwas überzeugendere Episode. Trotzdem wäre es wünschenswert, wenn die einzelnen Rundfunkanstalten ihre Projekte etwas mehr aufeinander abstimmen und auch einmal wieder ausschweifendere Fälle auf den Spielplan gesetzt würden.

Abgesehen davon aber ist „Traumhochzeit“ ein rundum gelungener Krimi. Der Tatort setzt zwar nicht auf direkte Spannung, sondern unterhält den Zuhörer mit gut gezeichneten Charakteren und vielen Motiven für das Gewaltverbrechen.