The Boss

Michelle Darnell hat sich verzockt: Die reiche, aber auch reichlich arrogante Industrielle wurde bei einem Insider-Deal erwischt und wandert ins Gefängnis. Nach ihrer Rückkehr liegt ihr Imperium in Trümmern, sie ist pleite. Kurzfristig kann sie auf der (unbequemen) Couch ihrer einstigen Sekretärin Claire untertauchen. Als sie deren Tochter Rachel zu einem Pfadfindertreffen begleitet, kommt ihr eine neue Geschäftsidee: Sie möchte Claires unwiderstehliche Brownies verkaufen. Anders als die Pfadfinderinnen möchte sie die Einnahmen jedoch gewinnorientiert nutzen – die Mädchen sollen etwas Geld bekommen sowie einen College-Fund aufbauen und der Rest an die Firma gehen. Die Idee startet gut, doch Michelle hat sich in ihrem vorherigen Leben viele Feinde gemacht, die sie an ihrem Glück hindern wollen.

„The Boss“ versucht sich an einer humoristischen Charakterstudie Michelle Darnells. Das einstige Waisenkind erwarb seinen Reichtum vor allem durch Skrupellosigkeit. Die Kernaussage des Films ist ganz amerikanisch: Reichtum kann auch auf ethisch „anständige“ Art erworben werden, zum Beispiel in dem man Brownies nicht nur für Wohltätigkeitszwecke verkauft, sondern mit ihnen sowohl junge Frauen stärkt als auch Profit macht. Diese einseitige Fokussierung muss man bei diesem Film akzeptieren.

In der ersten Hälfte präsentiert sich auf diese Weise ein durchaus unterhaltsames Spektakel. Darnell steigt zunächst steil ab, um sich dann in den Mühen des Browniegeschäfts auf der Straße ein neues Standbein aufzubauen. Mit deftigen Witzen und einer völlig überzogenen Rivalität zu der Mutter-Anführerin der traditionellen, Cookies verkaufenden Pfadfindergruppe überzeugt und amüsiert der Film.

Die zweite Hälfte dreht sich um die Selbstfindung Darnells. Neben dem Kapitalismus ist ihre tragische Herkunft die zweite „amerikanische“ Wende des Films. Darnell fürchtet sich vor zu viel Nähe und als sie Claire zu nah kommt, bricht sie das Geschäft ab und lässt die alleinerziehende Claire im Stich. Natürlich bereut sie die Entscheidung kurz danach, läutert sich und sorgt damit für ein Finale, in dem die beiden ihre Firma zurück erkämpfen müssen. Die Charakterwandlung ist dabei viel zu schnell und viel zu lieblos dargestellt. Es ist schwierig, solch einen Prozess mit überzeugenden Witzen zu versehen. Gerade das wäre für einen gelungenen Film jedoch nötig gewesen. Die Rückeroberung der Firma gerät schließlich zu einer albernen Posse, die zwar noch einmal für ein paar lustige Szenen sorgt, der Erzählung aber zu keinem würdigen Finale verhilft.

„The Boss“ ist damit vor allem kurzweilige und gradlinige Unterhaltung mit amerikanisch kapitalistischer Botschaft. Während die erste Hälfte durchgehend witzig geraten ist, fällt die Auflösung der Handlung deutlich ab. So bleibt nach dem herzhaften Lachen zu Beginn am Ende nur ein müdes Lächeln.

 

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