Solo für Broschek (ARD-Radiotatort)

radiotatortDer Jazz-Pianist Jac Garthmann ist Teil einer Abendgesellschaft des windigen Anwalts Priess. In der illustren Runde befinden sich ein Sternekoch und ein Drogendealer. Bevor das Essen auf den Tisch gelangen kann, wird die Runde von Broschek gestört. Er wurde gerade von Priess erfolgreich verteidigt und ist dennoch sauer. Denn scheinbar versucht Priess ihm in seinem Metier, dem Zigarettenschmuggel, Konkurrenz zu machen. Broschek wirft Priess zudem vor, sein Geld sowie das der anderen Gäste veruntreut zu haben. Unter der Androhung von Waffengewalt, gibt er den Teilnehmern der Gesellschaft eine Stunde Zeit, Priess zur Übergabe des Geldes zu bewegen.

Der Nordradiotatort beschränkt sich in dieser Folge auf ein Kammerspiel. Alle Akteure sind auf engem Raum gefangen, die Szenerie erinnert an ein Theaterstück. Stück für Stück erfährt der Zuhörer die Hintergründe der Protagonisten. Bereits nach wenigen Sekunden entsteht der Eindruck, es mit illegalen Akteuren zu tun zu haben. Das ganze Ausmaß des Netzwerkes um den Zigarettenschmuggler Broschek und dessen Anwalt Priess wird jedoch erst im Laufe der Folge deutlich. Diese Schnitzeljagd nach kleinen Informationsstücken ist sehr gelungen konstruiert und kann die Spannung über die volle Stunde aufrecht erhalten.

Etwas schwächer sind jedoch einige Dialoge gehalten. Broschek muss immer mal wieder darauf warten, dass die Abendgesellschaft miteinander interagiert. In diesen Situationen schnappt er sich in der Regel entweder Garthmann oder die junge Köchin. Diese Unterhaltungen wirken teilweise etwas deplatziert und reduzieren zudem das Tempo der Handlung.

Trotzdem gelingt es den Autoren des Radiotatorts spätestens mit Garthmanns Enttarnung als Polizeispitzel ein hohes Maß an Spannung zu erzeugen, dass man bei solch einem Kammerstück gar nicht erwartet hätte. Außerdem vermag die Folge dem Zuhörer ein sehr eindringliches Bild des Kriminellennetzwerkes zu vermitteln. Die gesamte Arbeit basiert auf Vertrauen und gleichzeitig hat jeder so viel Dreck am Stecken, dass er sich paranoid verhalten muss. Diese gelungene Unterhaltung wird mit einem sehr überzeugenden Finale abgerundet. Broschek wirkt während der ganzen Episode wie ein altes Eisen, das nicht mehr auf der Höhe der Zeit agiert. Erst in den letzten Minuten wird deutlich, wie perfide Broscheks Plan eigentlich ist und wie sein eigentlich planlos wirkendes Ausnutzen verschiedener Ängste der anwesenden Gäste von vornherein durchdacht war. Selbst die Polizei bleibt letztlich nur ein Werkzeug Broscheks. Diese brutale Kaltblütigkeit macht „Solo für Broschek“ zu einer sehr guten Radiotatort-Folge und lässt den Zuhörer für einen Moment sprachlos zurück.

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