Nemesis (von Andreas Suchanek / Heliosphere 2265 Band 28)
|Captain Cross hält sich weiterhin bei den Zukunftsrebellen auf und muss miterleben, wie diese von den Ash’Gul’Kon gnadenlos aufgerieben werden. Das erste Volk der Menschheit scheint vor dem unermüdlichen Ansturm der mächtigen Kreaturen zu Fallen. Die Solare Republik könnte zu Hilfe eilen, doch das dortige Parlament lehnt ab. Denn die Republik hat jüngst von den Parliden hunderttausende gefangene Sklaven zurückerhalten. Das Ergebnis ist eine humanitäre Katastrophe gigantischen Ausmaßes in deren Mitte der ehemalige kaltblütige Admiral Michalew zurückkehrt. Sein Auftritt bringt Bewegung in das fragile Spiel der republikanischen politischen Kräfte.
Nach dem sehr gelungenen Vorgänger hält „Nemesis“ das dramatische Niveau, nicht aber das dramaturgische. Die Handlung um Captain Cross fesselt den Leser weiterhin. Den Zukunftsrebellen, denen es in kürzester Zeit gelungenen ist aus dem ärmsten Teil der Menschheit eine florierende Nation zu schmieden, werden von den Ash’Gul’Kon gnadenlos vernichtet. Aufgrund der Unfähigkeit der Republik zu helfen, muss Cross tatenlos mit ansehen, wie eine der mächtigsten menschlichen Nationen vernichtet wird. Die Episode schildert eindringlich das schier aussichtslose Unterfangen, gegen die Ash’Gul’Kon vorzugehen. Immerhin gelingt es Cross, die Stimme der Ash’Gul’Kon ein wenig auszutricksen. Dies zeigt, dass menschliche Finesse letztlich doch über die kalkulierende Brachialgewalt der Ash’Gul’Kon triumphieren könnte. Diese Handlungsabschnitt ist dementsprechend dramatisch und mitreißend.
Nach einer intelligenten, menschlichen Lösung sieht es im zweiten Handlungsabschnitt hingegen nicht aus. Die Ankunft der vielen ehemaligen Sklaven sorgt für eine massive humanitäre Katastrophe, durch die der Platz in der Ein-System-Republik eng wird. Die Dramatik dieser Ereignisse ist von Suchanek sehr gut und überzeugend in Szene gesetzt. Etwas weniger überzeugend ist der Spannungshöhepunkt dieser Handlung, indem ein Captain beweisen möchte, dass er es mit der Hyperion-Besatzung aufnehmen kann und daran zugrunde geht. Hier hätte man emotional viel mehr herausholen können, als Suchanek es tut.
Wirklich ärgerlich wird jedoch die Handlung um Admiral Michalew. Es ist absolut vorhersehbar, wie sich sein „Comeback“ entwickelt und dass er dabei die Unterstützung von Captain Cross Mutter erhält. Besonders enttäuschend ist, dass sich keiner dieser beiden „rein“ bösen Charaktere in irgendeiner Art weiterentwickelt. Angesichts der vielen Ereignisse um die Republik müsste man meinen, dass sie wenigstens ein klein wenig dazu lernen. Doch diese Protagonisten bleiben wie der Imperator Sjöberg dumme und eindimensionale Figuren. Ihnen wird ein intelligenter Plan in die Wiege gelegt, der in Zukunft von „den Guten“ irgendwie verhindert werden muss. Zu allem Überfluss wird angedeutet, dass die Bevölkerung der Republik auf Michalews Scharade hereinzufallen scheint. Nachdem sie den Grauen Sjöbergs entkommen sind, ist es eigentlich unvorstellbar, dass sie noch einmal einem ähnlich Verrückten und grausamen Menschen auf den Leim gehen – dafür hat die Republik in der vergangenen Staffel schlicht zu viel durch gemacht. An dieser Stelle hätte die Serie deutlich mehr verdient als diese dümmliche Handlung.
„Nemesis“ ist daher eine Folge mit Höhen und Tiefen. Auf der einen Seite können die Erzählabschnitte um Captain Cross und die humanitäre Katastrophe in der Republik inhaltlich und auch atmosphärisch sehr überzeugen. Auf der anderen Seite misslingt es, aus der Rückkehr Michalews eine überzeugende Geschichte zu basteln, die nicht bekannte Versatzstücke der Serie zum x-ten Mal wiederholt.