…in das Licht (von Andreas Suchanek / Heliosphere 2265 Band 31)

helios31Doppelte Krise: Commodore Jayden Cross ist vom Imperium gefangen genommen worden, sein Verband kehrt mit schweren Schäden in die Solare Republik zurück. Dort hat seine verbitterte Mutter Alexis Cross den Körper der Präsidentin Shaw übernommen und tut alles um einen Erfolg der Republik, beim Wiederaufbau, bei der Eingliederung der Parliden-Rückehrer und beim Allianzaufbau zu verhindern. Eines ihrer ersten Ziele ist die militärische Führung der Solaren Republik, die in ihrem Sinne umgestaltet werden soll.

Nach dem enttäuschenden Vorgänger, ist „…in das Licht“ ein nun mehr klassischer Aufräumroman. Wurde zuvor viel zerstört, sind die Protagonisten der Serie nunmehr damit beschäftigt, die Scherben aufzusammeln. Das ist äußerst konventionell und bringt die Handlung keinen Schritt voran.

Trotzdem gelingt es Suchanek, einige überzeugende Szenen in die Erzählung zu schreiben. Die Generalin des Imperiums, die in der vorherigen Episode noch äußerst stereotyp gezeichnet wurde, erkennt, dass sie neuronal restrukturiert wurde und daher jedem Befehl Sjöbergs gehorchen muss. Man merkt ihr an, dass dies ihre Loyalität zum Imperium erschüttert, auch wenn sie selbst den konsequenten Schritt der verdeckten Opposition noch nicht gezogen hat. Hier könnte ein spannender Charakter für die Serie heranwachsen. Außerdem erlaubt die Atempause, jeden Charakter der Hyperion zu beleuchten. Dadurch wird die Gefühlswelt der Hyperion Brückenbesatzung endlich mal wieder etwas näher betrachtet, was der Serie insgesamt gut tut.

Dies ist allerdings gleichzeitig eine Schwäche der Geschichte: Wieder einmal wird lediglich erzählt, wie sich die Besatzung „fühlt“. Selbiges hatten wir bereits im zweiten Zyklus in einem Roman. Es entsteht der Eindruck, die Heliosphere 2265 Zyklen werden nach dem selben Baukastenprinzip aufgezogen. Wichtiger für die Charakterentwicklung wären schließlich Bewährungsproben, an denen die Protagonisten wachsen können. Diese gab es in den ersten Romanen des Zyklus bereits, auf diese Erfahrungen müsste man bauen, nicht auf die Reaktionen auf den Verlust des Commodores. Während hier eine Charakterbeschreibung geliefert wird, wäre das andere eine Charakterentwicklung.

Außerdem ist die Erzählung in der Solaren Republik ungünstig konstruiert. Zunächst ist es wieder einmal erschütternd, wie schwach die Aufmerksamkeit der Republikbevölkerung ausgeprägt ist. Spätestens bei der Entscheidung, Michalew wieder zum Admiral zu ernennen und Jensen abzusetzen, hätte ein Aufschrei durch die Bevölkerung gehen müssen. Diese Komponente wird aber völlig ausgeblendet, außer den eingeführten „guten“ Charakteren scheint es nur Schlafnasen zu geben, die sich selbst angesichts der drohenden Vernichtung der Menschheit nicht aufrütteln können.

Vor allem weiß der Leser aber bereits, dass Alexis Cross in Präsidentin Shaw steckt. Die Frage ist nur noch, wie die Republik dahinter kommt. Das muss sie, ansonsten wäre der Rest der Heliosphere-Saga wohl entweder zum Scheitern verurteilt oder äußerst unglaubwürdig. Hier wäre es viel gelungener, wenn auch komplizierter gewesen, den Leser miträtseln zu lassen, warum Shaw ihr Verhalten ändert. Daraus hätte man vielleicht sogar noch einen richtig guten Handlungsstrang machen können – wenn man noch eine überzeugende und intelligente Motivation für Alexis Cross hinzufügte, die über die Schmach des Machtverlustes hinausginge. In der hier präsentierten Form ist die Handlung jedoch vor allem langweilig.

 

„…in das Licht“ hat einige gute Momente: Die Episode wendet sich den Charakteren der Serie zu und präsentiert einen „bösen“ Charakter mit viel Potential. Gleichzeitig präsentiert die Folge aber auch eine Haupthandlung, die durch ihre Schlichtheit, ihre Vorhersehbarkeit und vor allem durch die miserabel herausgearbeitete Charaktermotivation an entscheidenden Stellen langweilt und in den spannenden Momenten die Gesamthandlung keinen Schritt nach vorne bringt.

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