Spectre

James Bond verhindert im Vorspann unautorisiert und äußerst gewaltsam ein Attentat in Mexiko City. Die Spur hat er von seiner verstorbenen Chefin. Dank ihrer Hinweise kommt er der geheimen und äußerst mächtigen Organisation Spectre auf die Spur. Dabei ist er ganz auf sich allein gestellt: Die britischen Geheimdienste wurden umstrukturiert und werden gerade in ein globales Geheimdienstnetzwerk eingegliedert. Dies läuft hauptsächlich über elektronische Überwachung, menschliche Agenten wie 007 bedarf es im neuen System nicht mehr. Je stärker Bond mit Spectre in Kontakt kommt, desto persönlicher wird die Auseinandersetzung und desto klarer wird, dass die erzwungene Digitalisierung der Geheimdienstarbeit äußerst selbstzerstörerisch ist.

„Spectre“ baut auf einer sehr guten Grundidee auf. Mit der Organisation Spectre trifft Bond auf eine Organisation, die die Möglichkeiten des Internets und des organisierten Verbrechens verbindet und damit die Menschheit bedroht. Dies ist eine gelungene Synthese der realistischeren Grundierungen der ersten drei Craig-Bondfilme und der klassischen Weltherrschaftsszenarien der Serie. Dabei gelingt es vor allem in der ersten Hälfte sehr gut, die Grausamkeit und Bedrohlichkeit von Spectre darzustellen.

Im Anschluss wird der Film etwas ruhiger und vor allem persönlicher. Dies ist Stärke und Schwäche zu gleich. Zunächst verliert Spectre viel seiner Bedrohlichkeit durch die fanatische Fokussierung ihres Chefs auf James Bond. Von seiner Rachesucht getrieben, begeht er einen Fehler nach dem anderen und macht so den Weg frei für einen klassischen Sieg der guten Kräfte am Ende des Films. Dies wirkt, vor allem angesichts des strukturierten und rationalen Aufbaus der Organisation, sehr enttäuschend. Auf der anderen Seite präsentiert der Film damit einen Bösewicht, der wie Spectre selbst die Synthese zwischen realistischen Aspekten und dem klassischen Bond-Bösewicht-Wahn verkörpert. Außerdem ist der sehr persönliche Fokus auf Bond, der dem Zuschauer erst in der zweiten Hälfte und sehr gemächlich wirklich bewusst wird, eine gute Möglichkeit für eine Entwicklung der Hauptfigur. In der Tat gelingt es Craig mit nur wenigen Worten und Emotionen bei Bond eine Entwicklung darzustellen, die zu einem überzeugenden Ende führt.

„Spectre“ ist dadurch ein rundum überzeugender Bond-Film. Es mangelt ihm vielleicht an dem hohen Tempo des Vorgängers. Aber in der Tiefe, in der sich der Film mit der Figur Bond auseinandersetzt und den überaus aktuellen, ja gespenstischen Anleihen an derzeitige Entwicklungen im Geheimdienstmilieu sowie einem überaus temporeichen Start kann diese Synthese aus realistischem Ansatz und klassischen Welteroberungsplänen sehr gut unterhalten.

Tags:

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert