Die alte Macht (Andreas Suchanek / Heliosphere 2265 Band 25)
|Am Ende des Zyklusfinales in Band 24 gelang es Captain Cross und seiner Crew auf der Station Meridians nicht, die Öffnung des Ash’Gul’Kon Gefängnisses zu verhindern. Nun befindet sich die Hyperion inmitten eines chaotischen Gefechtes im TrES-2-Systems. Die Assassinen sind auf ihren Schiffen von Meridian ausgeschaltet worden, die Raumschiffe greifen nun die Zukunftsrebellen an. Während die Hyperion versucht, ihre Crewmitglieder von Meridians Raumstation zu befreien, befinden sich auch Einheiten des Solaren Imperiums getarnt im System und sorgen sich um ihren Imperator Sjöberg. Gleichzeitig strömen die Ash’Gul’Kon in den Normalraum. Eine hochsensible Situation, in der die Rettung von Captain Cross und seinen sich ebenfalls auf der Station befindenden Begleitern äußerst heikel ist.
Inhaltlich fährt „Die alte Macht“ die dichte Erzählweise des Vorgängers deutlich zurück. Ging es dort noch darum, den drohenden Untergang der Galaxis durch die Invasionsarmee der Ash’Gul’Kon zu verhindern, stehen nun pragmatischere Ziele im Mittelpunkt. Captain Cross und seine Begleiter müssen von einer Station gerettet werden, während gleichzeitig verschiedene Fraktionen einander bekriegen. Im Verlauf der Handlung muss vor allem Captain Cross seine Gerissenheit beweisen. Durch eigene Dummheit wird er nämlich von den Streitkräften des Solaren Imperiums von der Station gerettet und gefangen genommen. Nur mit viel Einfallsreichtum kann er sich davon befreien. Angesichts der Vorgänge erscheint dies eher wie eine Nebenhandlung. Sie kann kaum Spannung aufbauen, da es äußerst unwahrscheinlich erscheint, dass sich Suchanek gleich zum Zyklusbeginn einer seiner profiliertesten Hauptfiguren entledigt.
Ärgerlich ist aber vor allem, dass Imperator Sjöberg überlebt. Er hat sich in der zweiten Hälfte des letzten Zyklus als äußerst inkompetent erwiesen. Sein grenzenloses Ego und seine primitive Denkart überspielen dies zwar, doch der Sieg der Ash’Gul’Kon liegt zu einem großen Teil an seinem unsinnigen Tun. Weiterhin erscheint schleierhaft, wie Sjöberg sich die Gefolgschaft seiner Anhänger sichern konnte. In diesem Band erfährt man immerhin, dass einige Mitglieder seines Führungszirkels neuronal restrukturiert wurden und insofern Sjöberg blind folgen müssen. Weiterhin bleibt aber schleierhaft, warum irgendjemand, der weder selbst verrückt ist, noch mental konditioniert wurde , einem Irren wie Sjöberg folgen sollte.
Die Erzählung führt zudem einen Zeit-Trick ein: Im Gefängnis der Ash’Gul’Kon vergeht die Zeit deutlich schneller als im Normalraum. Dadurch können die Ash’Gul’Kon die Lage in aller Ruhe analysieren und anschließend aus der Perspektive der Galaxie-Bewohner blitzschnell zuschlagen. Hinzu kommt, dass die Fremdwesen am Ende Tess Kensington als eine Art Anführerin präsentieren. Dies war vorhersehbar, wurde Tess doch im vergangenen Zyklus explizit gewarnt, auf keinen Fall die Station Meridians zu betreten. Natürlich tat sie das, das Ergebnis präsentiert diese Folge. Dieser Enthüllung folgt ein brutaler Angriff der Ash’Gul’Kon auf die Heimatwelt der Assassinen. Das mag dramatisch erscheinen, wird sich aber rasch abnutzen. Es bleibt daher zu hoffen, dass Suchanek in diesem Zyklus bald innovativere Elemente einführt als der Auftaktband vermuten lässt.
„Die alte Macht“ führt die Ereignisse aus dem Zyklusfinale auf solide aber äußerst unspektakuläre Art fort. Die Fallhöhe ist wieder einmal gigantisch, nun steht das Überleben der ganzen Menschheit auf dem Spiel. Aufgrund weniger neuer Elemente kommt dabei nur wenig Spannung auf. Es bleibt zu hoffen, dass die folgenden Erzählungen des neuen Zyklus mit überraschenderen Handlungswendungen aufwarten.