Der letzte Gefangene (von Andreas Suchanek / Heliosphere 2265 Band 27)

helios27Die Hyperion wird nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen der vorherigen Folgen wieder in Stand gesetzt. Jayden Cross wird in der Zwischenzeit auf eine Beobachtungsmission in das Tikara System entsandt. Dort erleben die Truppen der Solaren Republik, wie die Ash’Gul’Kon das System der Zukunftsrebellen gnadenlos auslöschen. Cross ist angehalten, sich strikt auf das Beobachten zu beschränken. Doch sein Sicherheitschef, Alpha 365, benötigt unbedingt ein Mittel gegen ein Virus der Ash’Gul’Kon. Daher setzt Cross auf einen der angegriffenen Monde und erfährt inmitten des blutigen Gemetzels eine schreckliche Wahrheit.

„Der letzte Gefangene“ ist eine Episode, die auf allen drei Handlungsebenen funktioniert. „Heliosphere 2265“ überzeugt meist dann, wenn sich die Erzählung auf die Haupterzählebene konzentriert und diese tatsächlich eine Geschichte erzählt und nicht nur irgendeine Enthüllung darstellt. Das ist hier der Fall: Suchanek schildert den grausamen Überfall der Ash’Gul’Kon auf das Tikara System sehr eindringlich, sodass der Leser einen unmittelbaren Einblick in die Grauen dieses Krieges erhält. Cross Einsatz auf dem Mond ist halsbrecherisch und an mehreren Stellen lebensgefährlich. Dafür erfährt der Captain der Hyperion, dass die Ash’Gul’Kon mit ihrem Virus Menschen als Brutstätte für ihre Jungen missbrauchen – für einen Geburtsprozess der zu einem schmerzhaften Tod des Wirtes führt. Der Einsatz kumuliert in einer weiteren Konfrontation mit der „Stimme“ der Ash’Gul’Kon. Dies ist vielleicht die einzige Schwäche der Handlung. Immerhin ist es doch etwas konstruiert, dass Cross bei jedem seiner Einsätze auf seine frühere, nun im Dienst der Ash’Gul’Kon stehenden Offizierin trifft. Dieser kleine Minuspunkt fällt dank der spannenden Handlung kaum auf. Abgerundet wird dieser überzeugende Haupteinsatz durch eine sehr gelungene Einbindung von Cross Vorgesetztem, der einen guten Einblick in ein mögliches Korpsethos der neu gegründeten Solaren Republik bietet.

Auf der NOVA-Station muss Commander Ishida ein Einstellungsgespräch für einen neuen Offizier führen. In dieser gelungenen, weil knappen und pointierten Handlung fällt ihre Wahl nach einigen hoffnungslosen Versuchen auf eine sehr alte, dafür aber sehr kompetente Dame. Die Rahmenhandlung ist launig geschrieben und kann diese Stimmung auch auf den Leser übertragen. Dieser Neuzugang zur Crew der Hyperion erinnert jedoch stark an eine ähnliche Episode der Serie „Sternenfaust“ für die Suchanek einst schrieb. Hier wird der Dame am Ende noch eine Spionagegeschichte angeschrieben, die hoffentlich dafür sorgt, dass sie sich vom „Original“ absetzen kann.

Gänzlich überzeugen kann der Band mit dem überraschenden Cliffhanger. Die Parliden gehen auf das Bündnisangebot der Republik ein und überbringen ihre menschlichen Gefangenen. Dies verlangt der Republik nicht nur eine enorme Integrationsleistung ab, unter den Gefangenen ist auch der titelgebende „Letzte Gefangene“, der für einen großen Knall am Ende sorgt. Dieser Cliffhanger ist unerwartet, simpel und gerade dadurch ungemein überzeugend.

Mit diesen drei Elementen überzeugt „Der letzte Gefangene“ auf allen Ebenen: Er unterhält sehr gut, bringt die Haupthandlung einen deutlichen Schritt voran und macht vor allem viel Lust auf den Folgeband.

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