Spieltheorie (von Ken Binmore)
|„A very short introduction“ ziert die englische Ausgabe dieser Einführung zur Spieltheorie. In der Tat muss man sich beim Lesen dieser Tatsache immer wieder gegenwärtig werden: Das Reclam-Büchlein versucht sich in der Tat an einer äußerst knappen Einführung in die Spieltheorie. Binmore gibt sich alle Mühe, möglichst viele Themen anzusprechen und diese mit amüsanten Anekdoten zu garnieren. Auf diese Weise wird der Leser nach einer Einleitung durch Kapitel zu Zufall, Zeit, Konventionen, Wechselseitigkeit und Informationen in Spielen geführt, bevor er mit Auktionen, Evolutionsbiologie und Verhandeln und Koalieren auf die praktischeren Anwendungen der Theorie aufmerksam gemacht wird.
Mit vielen Schaubildern und kurzen Sinnabschnitten ist „Spieltheorie“ dabei in der Tat ein weitestgehend leicht zu lesendes Buch. Allerdings birgt die Präsentationsform einige entscheidende Schwächen. Häufig wählt Binmore lieber Anekdoten als Erklärungen, um dem Leser ein Phänomen näher zu bringen. So ist gelegentlich das benutzte Vokabular nicht einheitlich mit dem der Schaubilder und erst bei mehrmaligem Lesen wird deutlich, warum dies so ist – ein klarer Hinweis hätte hier viel geholfen. In anderen Fällen, z.B. beim immer wieder erwähnten Gefangenendilemma, sind auch die gewählten Zahlenwerte des Spieles unklar – unglücklich, wenn gerade dieses Lehrbeispiel immer wieder zitiert wird. Die Anekdoten wiederum sind äußerst interessant, aber immer mal wieder auch aus dem Zusammenhang gerissen. Hilfreich wäre es eventuell gewesen, noch einen Abschnitt zur Geschichte der Spieltheorie einzubauen. Diese tritt immer wieder in Ansätzen auf, durch die fehlende Systematik sind die historischen Verwiese für den Leser jedoch manchmal eher verwirrend als hilfreich.
Das (knappe aber kommentierte) Literaturverzeichnis bietet Hinweise zum Weiterlesen, die es ermöglichen, die knappen Erklärungen Binmores an anderer Stelle zu vertiefen. Hier wäre es wünschenswert gewesen, wenn auch auf ausführlichere, allgemeine Lehrbücher zur Spieltheorie verwiesen würde. Stattdessen bietet das Verzeichnis in erster Linie Hinweise auf die Vertiefung von Spezialthemen. So ermöglicht das Verzeichnis zwar, unklare Sachverhalte im Detail zu klären, Überblicke zu unklaren Themen sucht man hier aber vergeblich. „Spieltheorie“ erlaubt somauf kurzweilige (aber fundierte) Art in einige Felder der Spieltheorie hineinzuschnuppern. Detaillierte Erklärungen einzelner Funktionsweisen sucht man besser an anderer Stelle.