Im Zentrum der Dunkelheit (von Andreas Suchanek / Heliosphere Band 20)
|Die Hyperion erreicht den dunklen Wandler, das Ziel ihrer Reise in der Zukunft. Doch dort angekommen treffen sie auf eine Welt, die mit merkwürdigen Kreaturen bevölkert ist. Diese Wesen zerstören alle Forschungssonden, die die Besatzung entsendet. Nur dank einer mentalen Nachricht der verstorbenen Präsidentin Kartess gelingt es der Crew, sich einen Zugang zu dem Wandler zu verschaffen. Während Captain Cross und drei weitere Besatzungsmitglieder auf der Oberfläche in die Geheimnisse des Iilianischen Bundes eingeweiht werden, wird die Hyperion von einem dunklen Wesen angegriffen, gegen das eine Verteidigung beinahe unmöglich ist.
„Im Zentrum der Dunkelheit“ liefert bereits vor dem Zyklusende große Enthüllungen. Anders als im vorherigen Zyklus wird nicht im Finale aufgeklärt, worum es zwölf Bände lang eigentlich ging, sondern bereits vier Bände zuvor. Diesmal handelt es sich nicht um eine Zeitreisegeschichte, sondern über einen tausende Jahre alten Konflikt, der als Auslöser für die Zeitreisehandlung dient. Das ist interessant und erkenntnisreich. In Verbindung mit dem Angriff der mächtigen Ash’Gul’Kon, die einst den Iilianischen Bund zerstörten, auf die Hyperion ist das sogar recht spannend. Außerdem hilft es, wie in „Die Wahl„, dass die Handlung sich ausschließlich auf eine Erzählebene konzentriert und es am Ende mit dem Zusammenbruch des Zeitkorridors einen anständigen Cliffhanger gibt.
Allerdings gibt es eine Schattenseite. Während der Informationsgewinn des Romans zwar hoch ist, erfolgt er wieder einmal extern. Wie im vorherigen Zyklus scheint die Hyperion-Besatzung dazu verdammt zu sein, Wesen zu finden, die sie informieren kann. Das ist zwar teilweise spannend, überzeugender wäre es aber, wenn die Protagonisten selbst Hinweise zusammenfügen und sich dadurch beweisen. Das ist deutlich schwieriger zu konstruieren als ein Treffen mit einer Wächterin des untergegangenen Iilianischen Bundes. Es würde aber nicht nur die Hauptpersonen der Serie wachsen lassen. Es könnte außerdem der ständig wachsende Eindruck, die Protagonisten hinken einzig und allein den Ereignissen um sie herum hinterher, reduzieren. Etwas mehr Raum für Eigeninitiative wäre in „Heliosphere 2265“ wäre wünschenswert.
Außerdem wird zum zweiten Mal ein ewig langer Plan enthüllt, ohne dass zumindest Raum für klärende Fragen bleibt. Zum Beispiel wird wieder auf mystische Weise betont, dass Cross ein Fixpunkt ist, ohne näher darauf einzugehen. Gleichzeitig wird impliziert, dass die Menschheit vom Iilianischen Bund abstammt. Und was ist mit den Retilianern und den Paliden? Sind letztlich alle Abkömmlinge des Bundes. Dafür wären zumindest ein paar Erklärungen notwendig. Die können aber glücklicherweise noch in den kommenden Bänden geliefert werden.
„Im Zentrum der Dunkelheit“ ist eine unterhaltsame und streckenweise spannende Episode, deren Informationsgewinn wieder einmal auf der Gesprächsbereitschaft einer einzelnen Person basiert und nicht auf der Arbeit der Charaktere. Während dieser Passagen wünscht man sich eine kompliziertere und kreativere Art der (interessanten) Enthüllungen.