Die Wahl (von Andreas Suchanek / Heliosphere 2265 Band 18)

helios18Die Rebellen im Nova-System halten die langersehnten ersten Präsidentschaftswahlen ab. Admiralin Jansen versucht mit einigen vertrauenswürdigen Mitstreitern verzweifelt ihre Freundin und Arbeitskollegin, Admiralin Pendergast, aus der Kontrolle des Ketaria-Bundes zu befreien. Der setzt just zum Zeitpunkt der Wahl zum Angriff an. Auch das Solare Imperium und die Zukunftsrebellen nutzen die Ablenkung der Wahl, um gegen die Rebellen zuzuschlagen.

„Die Wahl“ ist eine überzeugende Episode der Serie „Heliosphere 2265“. Erstmals in diesem Zyklus spielt die komplette Handlung auf einer Zeitebene und die oft eher nichtssagende Handlung um die Hyperion in der Zukunft wird ausgelassen. Dies tut dem Roman sehr gut, er gewinnt deutlich an Tiefe und Tempo. Angesichts der drei verschiedenen Fronten, von denen der Admiralität der Rebellen gerade einmal eine bekannt ist, bleibt der Verlauf der Handlung bis zuletzt unvorhersehbar. Suchanek gelingt es zudem, alle Handlungsbögen überzeugend miteinander zu verknüpfen, sodass am Ende ein gut konstruierter, vielseitiger Angriff auf die Rebellen erfolgt, von denen gerade einmal einer, die Attacke der Zukunftsrebellen, aufgehalten werden kann. Somit produziert der Band einen Cliffhanger, der unbedingt zum Weiterlesen anregt.

Nichtsdestotrotz leidet die Erzählung an zwei Altlasten. Zum einen bleibt Imperator Sjöberg ein schwacher Charakter. Er hat mithilfe des Zeitreisenden Meridian die Menschheit in ein grausames, totalitäres Imperium verwandelt. Nun versucht er, nach dem Bruch mit seinem Meister, sein Imperium allein zu regieren und unter Kontrolle zu halten. Dank sogenannter Killchips in den Köpfen aller Offiziere gelingt ihm das sehr gut. Diese Episode schildert, wie Sjöberg auf der Suche nach weiteren Informationen über seinen früheren Mentor ein Verhör führt. Dies ist so laienhaft und ziellos geführt, dass man sich wundert, wie dieser Mensch sogar mit den Killchips sein Imperium lenken kann. Dabei fällt vor allem Sjöbergs fehlende Motivation für die Umgestaltung der Menschheit auf: Alle anderen guten und bösen Charaktere haben eine überzeugende Motivation, die sie antreibt; bei Sjöberg fehlt dies völlig. Dadurch bleibt diese Handlungsebene äußerst unüberzeugend. Etwas nervig sind zudem die Rebellen, die einen geliebten Menschen auf der Hyperion verloren haben. Im vorherigen Roman war dies der Präsidentschaftskandidat Kartess, der sich in seine Trauer zurückzog; in diesem Roman ist es wieder einmal Kerby. Dem Leser ist bekannt, dass die Verflossenen noch leben und höchstwahrscheinlich zurückkehren werden, er kann das Leid dieser Menschen – das zudem nicht besonders bewegend geschildert ist – daher kaum teilen. Aus diesem Grund nerven diese Abschnitte und das Drama, das darum gemacht wird, mehr als dass sie unterhalten.

Trotz dieser kleinen Schwächen ist „Die Wahl“ aufgrund der sehr gut konstruierten Handlung, des hohen Erzähltempos und des grandiosen Cliffhangers ein gelungenes und äußerst lesenswertes Zwischenfinale des aktuellen Zyklus.

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