Mr. Holmes

England nach dem zweiten Weltkrieg: Sherlock Holmes hat sich zur Ruhe gesetzt und leidet immer stärker unter Gedächtnisverlust. Trotzdem macht er sich daran, seinen letzten Fall niederzuschreiben. Dies ist eine Revolution, immerhin hat bisher immer Dr. Watson seine Fälle aufgeschrieben – und die Geschichten dabei immer zu Holmes Vorteil ausgenutzt. Sein letzter Fall, so erinnert sich Holmes, war die Ursache, warum er sich vor Jahrzehnten zur Ruhe gesetzt hat und den Kontakt zu vielen (mittlerweile verstorbenen) Wegbegleitern abgebrochen hat. Auf seinem Landhaus wird er von Mrs. Munro und ihrem Sohn Roger betreut. Während er Munro herablassend behandelt, findet Holmes rasch Gefallen an Roger. Mit der Hilfe der neugierigen Fragen Rogers kann Holmes Stück für Stück den Hergang seines letzten Falles rekonstruieren.

„Mr. Holmes“, das zeigt bereits der Trailer, ist ein ruhiger aber geschickt erzählter Film. Holmes erinnert sich bruchstückhaft an seinen letzten Fall. Ian McKellen setzt den alternden Meisterdetektiv überzeugend in Szene. In seiner Verzweiflung klammert sich der sonst nur auf reine Logik achtende Holmes sogar an mystische japanische Pflanzen, die angeblich sein Erinnerungvermögen verbessern sollen. Sein Gedächtnis ist ihm am Wichtigsten, alles andere, in erster Linie seine Haushälterin Mrs. Munro, müssen sich dem unterordnen. Diese arrogante Schattenseite Holmes wird sehr eindringlich auf die Leinwand gebracht.

Für die erste Hälfte des Filmes erscheint es, als würde die Story einen sehr konventionelle Richtung nehmen. Stück für Stück erfährt der Zuschauer mehr über den fatalen letzten Fall Holmes. Natürlich erwartet man eine Art Verbrechen oder zumindest einen Skandal am Ende der Erinnerungsarbeit. Stattdessen wird jedoch das Versagen Holmes thematisiert: Mit seiner Logik konnte er den Fall lösen. Doch da er die menschliche Komponente völlig ignorierte, war es ihm nicht möglich eine Tragödie zu verhindern. Diese Schuld, die er glaubt auf sich geladen zu haben, lies ihn seine Profession für immer verlassen.

Anstatt an dieser Stelle aufzuhören, gelingt es dem Film zudem mithilfe der väterlichen Beziehung zwischen Holmes und Robert so etwas wie einen Charakterwandel in dem spröden Detektiv einzuleiten. Dass dieser Prozess so gemächlich abläuft wie der Film verleiht ihm ein hohes Maß an Authentizität. Das durchaus spannende Finale des Films findet daher überraschenderweise nicht in den Rückblenden, sondern in der Haupthandlung statt. Wie der Rest der Geschichte um Sherlock Holmes Seelenleben ist es nicht hektisch, sondern gemächlich und eindringlich erzählt. Es trägt zu der ruhigen und eindringlichen Stimmung bei, die „Mr. Holmes“ zu einem überzeugenden Film macht.

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