Suite française

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1940 wird Frankreich von deutschen Truppen besetzt. Lucile Angellier begegnet der deutschen Besatzung im Hause ihrer ungeliebten Stiefmutter. Während sie auf ihren in der Kriegsgefangenschaft verweilenden Sohn wartet, wird ein deutscher Offizier, Bruno von Falk, im Hause einquartiert. Ihre Stiefmutter verlagert ihren Hass wie ihre Furcht um ihren Sohn auf den deutschen Offizier. Für Lucile sieht die Situation anders aus: Während sie viele Vorlieben für ihre strenge Stiefmutter abgelegt hat, kann sie in dem Deutschen nicht dasselbe Monster sehen. Heimlich bahnt sich eine Liebesbeziehung zwischen dem ehemaligen Pianisten von Falk und der ebenfalls Klavier spielenden Lucile an. Mit dem Aufkommen erster Widerstandshandlungen im Dorf muss sich Lucil jedoch entscheiden, ob sie die deutsche Besatzung einfach hinnimmt oder ob sie ebenfalls Widerstand leistet. Indem sie beginnt, sich zur Wehr zu setzen, zerstört sie nicht nur alle Chancen auf eine Beziehung mit Bruno, sondern bringt sich selbst in Gefahr.

Der Kinofilm basiert auf dem gleichnnamigen Roman der von den Nazis ermordeten Schriftstellerin Irène Némirovski. Die Handlung konzentriert sich fast ausschließlich auf den zweiten Abschnitt des Romans in dem fiktiven Dorf Bussy. Äußerst überzeugend setzt der Film dabei die Kulisse in Szene: Durch die überaus egoistische Stiefmutter Luciles, die selbst in Kriegszeiten unermüdlich die Mieter bei ihren Gläubigern eintreibt, lernt der Zuschauer weite Teile des Dorfes kennen. Dies ist die Kulisse, in der in der Folge kollaboriert, Widerstand geleistet und vor allem viel denunziert wird. Die deutsche Besatzung mit all ihren Gräueln weckt dabei auch unter den Besetzten extreme Reaktionen – im positiven wie im negativen – hervor.

Im Zentrum der Handlung steht die unmögliche Liebe eines deutschen Offiziers und der Gattin eines französischen Kriegsgefangenen. Dem Film gelingt es überraschend gut, die Gefühle dieser beiden Personen darzustellen. Dazu tragen auch Luciles Kommentare aus dem Off bei, eine Technik, die in vielen Filmen steril wirkt, hier aber durchaus zu überzeugen weiß. Immer wieder wähnen sich die beiden in Sicherheit und meinen ihre Zuneigung bald frei ausleben zu können. Und doch verhindern immer wieder Ereignisse im Rahmen der Besatzung, dass der Graben zwischen den beiden Liebenden geschlossen werden kann. So bleiben die Gefühle bis zum dramatischen Ende des Filmes unausgesprochen.

Noch überzeugender als die romantische Handlung ist der Verlauf der Besatzung. Nach einer anfänglichen Phase breiter Kollaboration und teilweise äußerst köperlicher Annäherung zwischen Deutschen und Franzosen schlägt die Stimmung durch das ausbeuterische Verhalten der Besatzer bald um. Das rücksichtslose Benehmen deutscher Soldaten auch verheirateten Frauen gegenüber führt zu einem Mord durch einen französischen Bauern. Ab diesem Moment gibt der Film die schwarz-weiß Zeichnungen der Personen endgültig auf, ohne den grausamen Charakter der deutschen Besatzung zu beschönigen. Nicht nur die Beziehung Bruno-Lucile, sondern auch ehemalige Kollaborateure finden sich plötzlich in ganz anderen Positionen wieder.

Das Ende des Films ist dramatisch und spannend inszeniert.  Allerdings werden unnötig viele Fragen – wie wohl auch im Buch – durch einen Off-Kommentar geklärt. Hier hätte die Inszenierung mutiger sein können und mehr offene Handlungsstränge zulassen können. Das ist aber nur ein kleiner Punkt eines ansonsten stimmungsmäßig sehr gut inszenierten Film um eine dramatische Episode zu Beginn der deutschen Besatzung Frankreichs.

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