Der ewige Krieg (von Joe Haldeman)

351_31597_142598_xlDie Menschheit führt Krieg gegen die Taurier. Diese außerirdischen Wesen haben ein menschliches Erkundungsschiff zerstört. Obwohl man wenig über die Taurier weiß, schickt die Regierung junge, gut ausgebildete und intelligente Menschen zunächst in ein brutales und in einigen Fällen auch mörderisches Training. Anschließend geht es mit Überlichtgeschwindigkeit zu vermuteten Taurier-Stützpunkten. Während für die Soldaten gerade einmal einige Monate vergehen, verlieren sie auf der Erde Jahre. Aus diesem Grund sind nicht einmal die viel zu veralteten Aufklärungsdaten über die Taurier ein Problem für die Soldaten, sondern dass sie die Gesellschaft, in die sie mit Glück zurückkehren, nicht mehr wieder erkennen.

„Der ewige Krieg“ ist ein Anti-Kriegsroman. Junge Menschen werden in unglaublicher Sinnlosigkeit verheizt. Wer nicht bereits während des Trainings durch eigene oder technische Fehler ums Leben kommt, wird spätestens durch die mangelnde Vorbereitung auf anderen Planeten von Tauriern oder die lebensfeindliche Natur umgebracht. In den seltensten Fällen erzielen die Soldaten dabei tatsächliche Fortschritte. Zwar gelingt es ihnen gelegentlich, einen Taurier Außenposten oder gar ein Schiff zu zerstören. Doch eine langfristige Strategie ist in dem Krieg nicht abzusehen und aufgrund der Zeitunterschiede bei der Nachrichtenübermittlung auch gar nicht möglich.

Gleichzeitig haben die Soldaten kaum eine Perspektive: Zwar wird sich ihr Sold über die Jahrzehnte zu einem ansehnlichen Vermögen aufhäufen, doch mit der Gesellschaft können sie nichts mehr anfangen. So setzt sich nicht etwas die sexuelle Freigebigkeit der Soldaten auf der Erde durch. Stattdessen entstehen neue sexuelle Normen, die die heterosexuellen Soldaten des 21. Jahrhunderts zu Außenseitern werden lassen.

Auf diese Weise greift Haldeman zwei Themen auf. Letztlich stellt sich der ganze Krieg als so sinnlos wie viele tatsächliche Krieg in unserer Zeit heraus. Außerdem wird, aus der Perspektive eines von zwei Überlebenden der ersten Stunde, William Mandella, das individuelle Leiden auch der überlebenden Soldaten erzählt. Für sie hat die Gesellschaft nur noch wenig zu bieten. Natürlich sind die geschilderten Veränderungen im Roman krass. Letztlich ist es aber eine Allegorie auf die Probleme heutiger Soldaten, wieder Zugang zu der „zivilen“ Gesellschaft zu finden.

Trotz dieser starken politischen Botschaft ist der Roman immer spannend. Durch die gelungene Wahl auf einen einzelnen Charakter, der den tausendjährigen Krieg vom Anfang bis zum Ende durchlebt und seine Sinnlosigkeit belegen kann, ist der Roman zudem sehr eindringlich. Auf diese Weise reckt „Der ewige Krieg“ nicht nur zum Nachdenken über militärische Automatismen in unserer Gesellschaft an (sowie in Ansätzen auch über die generelle Entwicklung der Menschheit), sondern unterhält dazu sehr gut.

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert