Augen Auf! (von Philip K. Dick)

dickAliens bevölkern seit langem die Erde. Das wird dem Erzähler dieser Kurzgeschichte während der Lektüre eines Romanes klar. In diesem Roman werden – völlig selbstverständlich – Wesen dargestellt, deren Augen „wandern“, „tasten“ und sogar anderen Wesen „folgen“ können. Doch nicht nur das: Diese Wesen können auch andere Körperteile ohne Schaden abgeben. Sie „entfernen“ Arme, „reichen“ Hände und „schenken“ Herzen, ohne dabei gesundheitlichen Schaden zu nehmen. All dies wird – so stellt der Erzähler erschrocken fest – von anderen Menschen als völlig selbstverständlich hingenommen. Einzig er selbst erkennt die Tragweite dieser Invasion fremder Wesen, die sich als Menschen ausgeben.

Macht es Sinn einen Eintrag über eine vierseitige Kurzgeschichte zu verfassen, die sich selbst kaum ernst nimmt? Drei Gründe sprechen dafür. Erstens ist „Augen auf“ eine wirklich lustige Geschichte. Natürlich sind Wortspiele keine neue Erfindung. Auf vier Seiten reiht Dick hier viele Redewendungen aneinander und kreiert damit den Beweis, dass Außerirdische unter uns leben. Daran haben nicht nur Verschwörungstheoretiker ihre Freude, sondern auch gewöhnliche Leser. Überraschend ist dabei, wie gut die Wortspiele in der deutschen Übersetzung funktionieren. Mehrfach fragt man sich, wie die betreffende Stelle wohl im englischen Original ausgesehen haben mag. Zweitens weist die Geschichte jedoch auch die typischen dunklen Seiten Dicks auf. Obwohl sie eindeutig eine Satire auf frühere Geschichten ist, enthält sie doch Dicks bekannten (und bewährten) panischen Stil. Obwohl man während der Lektüre häufig laut lachen muss, überträgt sich auch ein Teil des Unwohlseins des anonymen Erzählers auf den Leser. Zuletzt gelingt es Dick wieder einmal den Chauvinismus der 50er Jahre pointiert zu kritisieren. Während der Erzähler offensichtlich mehr oder wenig den Verstand verloren hat und sich von Aliens bedroht fühlt, gelingt es ihm nicht, diese Furcht mit seiner Frau zu teilen. Der Grund dafür ist, dass „normale Durchschnittsmenschen“ – in der Regel Frauen – den Vorgang nicht verstehen könnten. Letztlich ist dies geradezu ein Kompliment an die Frau des Erzählers.

„Augen Auf!“ ist eine kurzweilige und lustige Erzählung, deren Alienbeweis mit Wortspielen den Leser amüsiert und gleichzeitig durch die panische Reaktion des Erzählers beunruhigt. Somit verbindet sie eine ungewohnte und eine bekannte Seite Dicks zu kurzer aber guter Unterhaltung.

Augen Auf!, geschrieben und veröffentlicht 1953, auf Deutsch erschienen unter anderem im Band “Das Vater-Ding” der Edition  „Sämtliche 118 SF-Geschichten in fünf Bänden” des Haffmans Verlag bei Zweitausendeins.

Add a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert