Freund oder Feind? (Heliosphere 2265 Band 16)

helios16Janis Tauber, Jugendfreund von Captain Cross, enttarnt sich selbst als der sechste Zeitreisende. Während die Führungsriege der Hyperion diesen Schock in der Zukunft verarbeiten muss, bereiten sich die Rebellen in der Vergangenheit weiter auf ihre ersten Präsidentschaftswahlen vor. Admiral Pendergast versucht gleichzeitig sich von ihren Überwachern zu lösen – mit fatalen Folgen.

Nun ist also auch das Schicksal des letzten Zeitreisenden bekannt. Leider wurde die Person bereits im vorherigen Roman enthüllt, „Freund oder Feind“ kann nun kaum noch neue Informationen hinzufügen. Daher muss der „Lebensgeschichte“ Taubers beziehungsweise Jacob Rosenbaum viel Platz eingeräumt. Wie die Geschichte Sarah McCalls ist sie im Kern nicht nur langweilig sondern auch kitschig. Das entspricht überhaupt nicht dem Niveau der Serie und sorgt somit für den ersten richtigen Tiefpunkt im aktuellen Zyklus.

Die Reaktion der Crew ist noch einmal ärgerlicher. Anstatt sofort zu agieren, erscheint man zunächst paralysiert. Mehrfach wird aus verschiedenen Winkeln schockiert reagiert, sodass der Leser dieselbe Reaktion gleich mehrmals lesen darf. Wenn man diesen Momenten schon so viel Platz einräumt, sollten wenigstens unterschiedliche Erwiderungen geboten werden. Die abschließende „Konferenz“ mit Rosenbaum bringt außer der Geschichte und einem nun sehr depressiven Cross keine Neuigkeiten zutage. Das ist frustrierend und versenkt die zuletzt sowieso auf der Stelle tretende Handlung in der Zukunft endgültig in die Bedeutungslosigkeit.

Etwas anders sieht es in der Vergangenheit/Gegenwart bei den Rebellen aus. Admiral Pendergast versucht sich von ihren Überwachern vom Ketaria-Bund zu lösen. Das führt zu einer heftigen Gegenreaktion des Bundes. Leider ist Pendergasts „Fluchtversuchs“ Teil einer Andeutung, die sie im vorherigen Roman gemacht hat. „Heliosphere 2265“ lebt davon, dass ständig Andeutungen gemacht werden, die dann (im Idealfall) zumindest in gelungenen Handlungen enden. Dieser zweite Handlungsstrang besteht wieder aus Andeutungen, Geheimnissen und Plänen. Pendergasts Versuch zählt dabei zu den Enttäuschungen die der Zyklus mitbringt. Ihr Versuch, mithilfe des Morsealphabets zu kommunizieren wirkt äußerst schlicht. Hier hätte man mehr erwartet.

So bleiben die spannenden Handlungen wieder die kurzen Abschnitte, in denen über die Zukunft geredet wird: Der Präsidentschaftswahlkampf sowie Sjöbergs Entdeckung, dass er selbst lediglich ein Klon ist. Es bleibt zu hoffen, dass diese angerissenen Handlungsstränge spannender und überzeugender aufgelöst werden als die Handlung um Rosenbaum und Pendergast.

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