France-Europe (von Marion Gaillard)

france europeDer Untertitel dieses für eine breitere Öffentlichkeit bestimmte Buches verspricht, die „Europapolitik Frankreichs von 1950 bis heute“ darzulegen. Gaillard skizziert zunächst in zwei Kapiteln europäische Einigungsideen vor dem zweiten Weltkrieg. Anschließend wird die Politik Frankreichs zunächst nach Sachthemen gegliedert: Von der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, über die Europäische Verteidigungsgemeinschaft bis zu den Römischen Verträgen. Mit dem Beginn der fünften Republik werden die Kapitel nach den französischen Präsidenten gegliedert.

Das Buch hält, was der Untertitel verspricht. Es ist eine übersichtliche für den Umfang durchaus detaillierte Geschichte der Europäischen Union aus französischer Perspektive. Gaillard konzentriert sich bei ihrer Darstellung vor allem auf die Ziele Frankreichs (beziehungsweise des jeweiligen Präsidenten), die Konflikte beziehungsweise Koalitionen mit anderen europäischen Verbündeten und die innerfranzösische Diskussion zu dem jeweiligen europäischen Reformvorhaben. Durch die Wahl, das Buch anhand der Präsidenten zu gliedern, zeigt Gaillard sowohl die Unterschiede zwischen den verschiedenen Präsidenten als auch die Gemeinsamkeiten auf.

„France – Europe“ ist in einer verständlichen Sprache gehalten. Einzig die Begriffe Intergouvernementalismus und Supranationalität werden als bekannt vorausgesetzt. In einigen Fällen wird geradezu ein Spannungsbogen zwischen den Unterkapiteln aufgebaut (z.B. „Er [de Gaulle] wird auf dem Gebiet der politischen Einigung nicht den selben Erfolg erzielen.“ als Einsatzabschnitt auf Seite 80). Leider heißt das aber auch, dass Gaillard fast ohne Quellen arbeitet. Lediglich direkte Zitate von Politikern werden mit Nachweisen hinterlegt. Alle Darstellungen und Thesen (wie zum Beispiel die Feststellung, dass die Festlegung auf einen höheren Stimmenanteil im Europäischen Rat als im Europäischen Parlament ein Fehler war [S. 149]) werden dem Leser schlicht vorgesetzt.

Während Gaillard einen sehr guten Überblick über die französische Position in (Mitglieds- und Vertrags)Erweiterungsprozessen fehlt doch ein wenig die Rolle Frankreichs im Europäischen Alltag. Dass das Verhalten der französischen Europaabgeordneten auf dem engen Raum und unter dieser Titelgebung nicht beleuchtet wird, leuchtet noch ein. Die Bedeutung französischer Politiker wie zum Beispiel Delors oder d’Estaing (nach seiner Präsidentschaft) hätte nicht nur am Rand erwähnt werden müssen. Zuletzt wäre auch noch der französische Einfluss im Europarat oder aber die Position zu Gremien wie dem Europäischen Gerichtshof interessant gewesen.

Letztlich bleibt „France – Europe“ aber eine gute Einführung in die französische Europapolitik, die auf der einen Seite sehr gut die Position der französischen Präsidenten zu den Europäischen Einigungsprozessen darstellt, sich auf der anderen Seite aber sehr stark an den „großen“ Vertragsveränderungen orientiert.

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