Grand Budapest Hotel

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Ein Mädchen liest ein Buch, in dem der Autor von seinem zurückliegenden Aufenthalt im Grand Budapest Hotel während einer Schreibblockade erzählt, während der er die Geschichte dieses nun heruntergekommenen einst aber sehr edeln Hotels und ihres Concierges Gustave H. erzählt bekommt. Gustave führt das Hotel deswegen so erfolgreich, da es ihm gelingt alte Frauen zufrieden zu stellen. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens vererbt ihm eine ermordete Frau zunächst ein wertvolles Gemälde, später fast alles. Das bringt ihn in Konflikt mit den anderen Hinterbliebenen der reichen Dame. Die wahre Tragik ist jedoch, dass sein Stil und die Welt, in der er sich wähnt, längst nicht mehr existieren. Um ihn, seinem Lehrling Zéro und das Hotel beginnt Europa längst in den Wirren des zweiten Weltkriegs unterzugehen.

Die Einleitung, die dem Zuschauer in den ersten fünf Minuten präsentiert wird, setzt den Stil für den gesamten Film. Die Handlung ist reich an Absurditäten und scheut auch vor derben Kalauern nicht zurück. Doch es vergeht kaum eine Szene, die nicht bewusst wie die drei Erzählebenen überkonstruiert ist. Häufig wird dies durch wiederholende Elemente, meist aber durch Handlungsketten erzeugt. So beinhaltet eine Flucht aus dem Gefängnis so ziemlich jeden Raum, die solch eine Anstalt wohl zu bieten hat, nur um die ausbrechenden Gefangenen immer wieder in einer ähnlichen Haltung in unterschiedlichen Räumen zu zeigen. Oder mehrere Concierges rufen sich hintereinander mit immer denselben Worten an, um eine sichere Unterkunft für Gustave zu finden. Wie die ersten zwei Erzählebenen sind diese Wiederholungen nur von begrenztem Wert für den Verlauf der Handlung, tragen aber zur gleichzeitig absurden wie tragischen Stimmung des Films bei.

Denn natürlich erscheint das edle, farbenprächtige und eindrucksvolle Grand Budapest Hotel in einem sentimentalen Licht, wenn man bereits seinen Zustand in der Nachkriegszeit unter einem kommunistischen Regime kennt. Gleichzeitig wird bereits früh im Film deutlich gemacht, dass Gustaves Sicht auf die Welt nicht wirklich zu den Entwicklungen in Europa vor dem zweiten Weltkrieg passt. Exakt diese Szene wird wenige Jahre später noch einmal wiederholt, diesmal während des Nazifeldzugs. Auf diese Weise lässt der Film, nachdem die Schatten der Nazis sowieso immer spürbar waren, nicht nur das Böse über die angeblich „untergegangene“ Welt Gustaves triumphieren, sondern deutet auch an, dass die Nazis die letzten Reste dieser ominösen, aber edlen Welt vernichtet haben. Vielleicht darf man das mehrfache Erwähnen dieser vergangenen Zeit nicht ganz ernst nehmen. Dennoch stört dieser Verweis, kann man sich doch nicht vorstellen, dass sich in früheren Zeiten mit ähnlichem Leid Menschen wie Gustave häufiger durchgesetzt haben, es einfacher hatten oder Waisenjungen wie der Erzähler des Erzählers und späterer Concierge nach Gustave, Zéro, noch rascher zu Reichtum gekommen sind. Im Gegenteil, so grausam die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg mit der Wirtschaftskrise und dem Ausbreiten des Faschismus auch gewesen ist, eine in Luxus zurückgezogene Art des Gustaves hätte auch bei vorherigen Krisen wie dem ersten Weltkrieg oder den Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts ihre Probleme gehabt.

Abgesehen von diesem Punkt aber bietet das „Grand Budapest Hotel“ mit seinen vielen Typen und den unzähligen absurden Szenen ordentliche Unterhaltung.

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