Wie Phoenix aus der Asche (von David Weber)
|Honor Harrington hat das Kunststück vollbracht mehrere hunderttausend Gefangene von dem Gefängnisplaneten der Haveniten, Hell, zu befreien. Ihre Rückkehr ist eine militärische wie auch eine propagandistische Niederlage der Volksrepublik Haven. Diese hatte Honors Hinrichtung schließlich sorgfältig inszeniert und muss nun zugeben, dass sie die Aufnahmen manipuliert hat. Außerdem enthüllt ein von Honor befreiter Admiral die Wahrheit über den angeblichen Aufstand innerhalb der Volksrepublik. Doch Honor kehrt stark verletzt zurück und muss sich lange erholen. Derweil rücken die Haveniten immer weiter gegen das Manticorianische Sternenreich vor, ohne zu wissen, dass die Manticorianer an Waffensystemen arbeiten, die den Kriegsverlauf entscheidend verändern werden.
„Wie Phoenix aus der Asche“ ist ein gemächlicher und im Vergleich zu den acht sehr gelungenen Vorgängerbänden inhaltlich eher schwacher Roman. An Webers Sprach- und Erzählstil hat sich hingegen nichts geändert. Er konzentriert sich auf die überzeugenden Charaktere und verwickelt sie in mitunter außerordentlich lange Dialoge. Dabei sind selbst ausufernde Diskussionen über Gefechtstaktiken an der manticorianischen Offiziersakademie unterhaltsam. Das sorgt dafür, dass auch der neunte Band der Reihe sehr gut zu lesen sind.
Hinsichtlich der Handlung wird die Volksrepublik Haven in diesem Roman endgültig in ihre Schranken verwiesen. Das wirkt nicht ganz überzeugend. Natürlich überzeugen die neuen Technologien, die Honor noch kurz vor ihrer Gefangennahme mit Inbrunst verteidigt  hat, deutlich besser als erwartet. Die politischen Probleme innerhalb der Volksrepublik sorgen zusätzlich dafür, dass der Widerstand zusammenbricht. Doch angesichts der unglaublichen Übermacht, über die Haven einst verfügt, geht alles doch recht schnell. Immerhin: Mit dem innenpolitischen Umsturz könnten die diktatorischen Verhältnisse in der Volksrepublik endlich vorbei sein.
Da die Schlachten gegen Haven nicht wirklich spannend sind, konzentriert sich die Handlung am Ende auf ein Attentat, dem der manticorianische Premierminister zum Opfer fällt. Das ist in doppeltem Sinne tragisch. Es stirbt nicht nur ein für Manticore wichtiger Mann und seine Beratern, mit ihnen gehen der Regierung auch die notwendigen Sitze im Parlament verloren. Erstmals kommt in Manticore die Opposition – in Form einer wahrlich unglaubwürdigen Koalition von Ulra-Konservativen und Progressiven – an die Macht und fällt sofort einige schlechte Entscheidungen. Das ist schade. Natürlich ist es aus Webers Sicht wichtig, auch diesen Roman mit einem Cliffhanger enden zu lassen. Schließlich möchte er seine Leser zum nächsten Band mitnehmen. An dieser Stelle hätte man aber einen guten Cut machen können und sich neuen Handlungssträngen im Harrington-Universum zuwenden können. Stattdessen wird mit der manticorianischen Opposition ein alter politischer Konflikt wieder in den Mittelpunkt gezogen. Das ist schade.
Trotz dieser Schwächen – der unglaublichen Übermacht der Manticorianer und dem etwas ermüdenden politischen Konflikt am Ende des Romans – bleibt „Phoenix aus der Asche“ vor allem dank seiner überzeugenden Charaktermomente, unterhaltsam und gelegentlich auch spannend. Das Niveau der Vorgängerromane erreicht der Band allerdings nicht.