The Catcher in the Rye (von J. D. Salinger)
|Holden weiß nicht genau, was er möchte. Er weiß aber, was ihn stört: Die Affektiertheit und Unehrlichkeit der meisten Menschen nervt ihn. Da er alles hinterfragt, wenig ernst nimmt, eckt er häufig an. Seine Ausbildung nimmt er, auch weil ihn die Methoden der Lehrer stören, nicht ernst. Gerade wurde er dafür von seiner Schule verwiesen.
Genervt auch von seinen Mitschülern, macht sich Holden auf den Weg nach New York, um dort ein paar ruhige Tage zu verleben, bevor seine Eltern von seinem Rausschmiss erfahren. Die Erzählung ist durchgängig in der Ich-Perspektive Holdens verfasst. Dadurch erhält der Leser nicht nur einen Einblick in die amerikanische Jugendsprache der 50er Jahre, sondern ist auch an jedem Gedankensprung Holdens direkt beteiligt.
Dabei wird Holdens Unsicherheit deutlich, die sich hinter seiner Gleichgültigkeit versteckt. Die Moral der Gesellschaft scheint ihm heuchlerisch. Der frühe Tod seines Bruders hat ihn tief verunsichert. Auch scheint er bereits Erfahrungen mit perversen Erwachsenen gemacht zu haben. Ihm fehlt sowohl ein Vorbild, dem er nacheifern könnte, als auch ein Lebensziel, das ihm Stabilität verheißen könnte.
Doch die Gesellschaft möchte ihn genau dazu drängen. Auch wenn Holden vornehmlich seine Zeit in New York genießen möchte, er tut es nicht wirklich. Zwar tanzt, datet und trinkt er viel, doch macht er sich immer wieder unbewusst Gedanken über die Zukunft. Das geschieht nicht strukturiert oder geplant. Stattdessen entwirft und verwirft er in kürzester Zeit immer wieder Lebensentwürfe, die er entweder mit den Lesern oder seinem Umfeld teilt.
Salinger trifft die Mentalität eines 16-jährigen sehr gut. Holden ist leicht beeindruckt. Sowohl selbstlose Nonnen als auch schöne Mädchen können bei Holden in kürzester Zeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Gleichzeitig hat er den Drang, andere zu beschützen. Das enthüllt er seiner Schwester in einer zentralen Szene, die dem Roman seinen Titel gibt.
Phoebe wiederum sieht zum Teil ein Vorbild in ihrem großen Bruder. Als er ausreißen möchte, will sie ihm folgen. Holden ist gezwungen, Verantwortung zu übernehmen. Indem er bleibt, gibt er seiner Schwester das richtige Signal. So lässt Salinger seine Hauptperson am Ende dieses Porträts der Orientierungslosigkeit dank gesellschaftliche Doppelmoral ein Stück an sich selbst wachsen.