Der Sternenwald – Die Sage der Sieben Sonnen Teil 2 (von Kevin J. Anderson)
|Fünf Jahre sind seit dem ersten Band vergangen. Das Etki, der Treibstoff für den Sternenantrieb der Menschen, ist durch die Angriffe der Hydroger auf alle Produktionsstätten knapp geworden. Ansonsten hat sich kaum etwas geändert: Das Klima zwischen der Hanse und den unabhängigen Menschen (Roamern, Theronen) ist zwar rauer geworden, geschehen ist aber noch nichts.
Der Zeitsprung ist eine logische Entscheidung. Ansonsten wäre der Mangel an Etki nicht glaubwürdig gewesen. Merkwürdig ist jedoch, dass in der Zwischenzeit scheinbar nichts geschehen ist. Außerdem ist es absolut unsinnig, von einem Krieg gegen die Hydroger zu sprechen. Diese haben schließlich schon im ersten Band die meisten Etki-Fabriken zerstört. Seitdem die Menschen Gasplaneten in Ruhe lassen, gibt es auch keine Konflikte mehr mit den Hydrogern.
Ein gelungenes Element dieses Romans ist, dass den Hydrogern noch weitere mächtige Spezie hinzugefügt werden. Scheinbar ist auch der Weltwald der Theronen eine mächtige Holzspezies, die den Namen Verdani trägt. Als die Hydroger Theron angreifen, eilen Feuerwesen zur Unterstützung der Verdani herbei. Die Roamer entdecken zudem die Wasserwesen Wental. Alles in allem entsteht ein Geflecht aus vielen mächtigen Spezies, die sich hier gegenüber stehen. Das ist gut, denn es wäre sehr unrealistisch, würden die Menschen sich allein (oder zusammen mit den Ildiranern, die ebenfalls humanoid sind) gegen die Hydroger durchsetzen.
Die Entwicklung um die Kilkliss-Roboter, die sich am Ende des ersten Bandes als Gefahr für die Menschheit herausgestellt haben, stagniert. Das ist schade, denn der Leser weiß über ihre Motive bereits Bescheid. Spannung erzeugen ihre Aktionen somit nicht mehr.
In diesem Roman offenbart sich eine eklatante Schwäche in Andersons gefälligem Schreibstil mit seinen oberflächlichen und stereotypen Charakteren. Obwohl Anderson einige Grausamkeiten beschreibt, wie zum Beispiel die massenhafte und serienmäßige Vergewaltigung von Menschen durch Ildiraner, möchte kein Grauen aufkommen. Seine Ausführungen sind zu steril, um den Leser wirklich ekeln zu können. Gerade aus der als Beispiel aufgeführten Handlung hätte man viel mehr Spannung und auch Bestürzung erwecken können.
Die Dynamik wird auch in diesem Roman hauptsächlich durch die vielen Charaktere aufrecht erhalten, die zu vielen Unterhandlungssträngen führen. Obwohl für jeden Charakter viel geschieht – freilich ohne dass dieser sich dabei entwickelt – kommt die Haupthandlung kaum von der Stelle. Sie wird lediglich durch den Angriff auf Theron ein wenig vorangebracht, da in diesem Zusammenhang auch die anderen mächtigen Spezies auftreten.
„Der Sternenwald“ erweitert also das Spektrum des „Saga“-Universums und wirkt durch viele Nebenhandlungen und eine schlichte Sprache sogar ein wenig besser als der Vorgänger. Da die Charaktere aber weiterhin eindimensional geschildert sind und die Haupthandlung kaum von der Stelle kommt, bleibt auch dieser Roman weit hinter seinen Möglichkeiten zurück.