Das Imperium – Die Saga der Sieben Sonnen Teil 1 (von Kevin J. Anderson)

Das ImperiumDie Galaktische Hanse floriert und damit auch die Menschheit. Nachdem man von den in Erstarrung gefangenen Ildrianern einen Überlichtantrieb erhalten hat, scheint dem Fortschritt keine Grenze mehr gesetzt zu sein. Obwohl es noch ausreichend unbewohnte Welten zum Besiedeln gibt, entscheidet sich die Hanse, die Kikliss-Fackel einzusetzen. Die Kikliss sind ein ausgestorbenes Volk, ihre größte technische Errungenschaft war besagte Fackel, mit deren Hilfe Gasplaneten in Sonnen verwandelt werden können und die umliegenden Monde zu möglichen Siedlungsobjekten machen. Doch das Experiment weckt eine alte Macht auf, die einst für die Kikliss vernichtete.

Dieses stereotype Szenario einer mächtigen, längst vergessenen Bedrohung, die zu allem Überfluss auch noch durch menschliche Nachlässigkeit geweckt wird, verarbeitet Anderson in einem überraschend vielseitigen Roman. Dazu gehört zunächst der durchaus gelungene Fokus auf politische Systeme. Sowohl die Wirtschaftsmonarchie der Kosmischen Hanse als auch die Theokratie der Ildiraner werden umfangreich beschrieben, ohne dass dabei auf lange Sätze zurückgegriffen wird. Stattdessen hält Anderson seine vielen Kapitel durchgängig kurz und verfasst seine Sätze eben so.

Ähnlich überzeugend sind die unterschiedlichen menschlichen Fraktionen. Die kosmische Hanse hat einen Alleinvertretungsanspruch der Menschheit. Unter ihrer Führung soll alles kontrolliert werden und vor allem die Wirtschaft gestärkt werden. Dem gegenüber stehen die Theronen und die Roamer, die den Anspruch der Hanse aus unterschiedlichen Gründen ablehnen. Auf Theron befindet sich der Weltwald, ein phantastisches Gebilde, das über telepathische Fähigkeiten verfügt. Die Priester des Weltwaldes können durch Pflanzungen auf anderen Planeten über weite Strecken kommunizieren. Die Theronen möchten unabhängig bleiben, um allein dem Weltwald dienen zu könne. Die Roamer auf der andererseits sind Weltraumnomaden, die dorthin ziehen, wo man Rohstoffe abbauen kann. Sie genießen die Freiheit und sehen diese von der Hanse bedroht. Beide Fraktionen sind interessant und bereichern den Roman.

Auch die Kikliss-Roboter weisen viel Potential auf. Sie sind das Einzige, das von den Kikliss übrig geblieben ist, über ihr wahren Fähigkeiten weiß man nichts. Trotzdem verursachen sie bei dem Leser ein bedrohliches Gefühl.

Das weist dann gleich auf die größte Schwäche des Romans hin: Die Handlung ist schrecklich vorhersehbar. Es dauert viele hundert Seiten, bis die Menschen begreifen, was sie aufgeweckt haben. Dem Leser wiederum ist das bereits ab der Zündung der Fackel klar. So verhält es sich bei jedem Handlungsstrang: Der Leser weiß oder ahnt alles bevor es passiert, Spannung kommt dadurch kaum auf.

Diese Schwäche kann auch nicht durch die vielen recht klug verteilten Charaktere aufkommen. Sie sind nämlich durchgängig eindimensional gezeichnet, Schattierungen sucht man vergeblich. Jeder hat eine Funktion in der Geschichte, die Motivation von allen ist verständlich. Das hilft zwar bei der flüssigen Lektüre des Romans, doch gleichzeitig verhindert es, dass irgendein Charakter besonders heraussticht.

Alles in allem ist „Das Imperium“ ein flüssig lesbarer Auftaktband, der zwar gefällig wirkt, aber nicht über das Fehlen komplexer Charaktere und das geringe Maß an Spannung hinwegtäuschen kann. Das Szenario selbst wirkt stereotyp, wird hier aber durchaus interessant aufbereitet. Ausbaupotential ist also vorhanden.

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