Ans Wasser! (ARD-Radiotatort)

ans WasserDer Fotograf Wettinghusen wurde umgebracht. Er hielt nicht nur die Verwandlung Wilhemburgs vom Arbeiterviertel zum Szenequartier fotografisch fest, sondern erstellte auch Aktfotografien junger Mädchen aus Wilhelmsburg, die von einer Modelkarriere träumen. Bettina Breuer findet rasch einen möglichen Verdächtigen: Yassin, der Ex-Freund einer der fotografierten Mädchen. Er tritt nicht nur gewalttätig auf, sondern hat auch ein wunderbares Motiv: Eifersucht.

Der Radiotatort zeichnet ein trauriges Bild für Wilhelmsburg. Während die internationale Bauaustellung, wie auch die eben so internationale Gartenausstellung das Viertel verändern und eine neue Klientel anlocken, bieten sich weiterhin kaum Perspektiven für die Menschen in Wilhelmsburg. Im Gegenteil, wer nicht in jungen Jahren das Viertel verlässt, komme dort nie wieder raus, sagt die Hauptdarstellerin Jennifer Lorenz, die immerhin von einer Modelkarriere und einer Wohnung „am Wasser“ träumen darf. Dass dieser Wechsel selten gelingt, ist die Hauptaussage dieses Tatorts.

Die Handlung baut wenig Spannung auf. Yassin tritt zu früh und zu offensichtlich auf, als dass er der Täter sein könnte. Daraufhin verbleiben lediglich die beiden angehenden Models Jennifer Lorenz und Maggie Wackernagel. Da beide außerdem von Wettinghusen mit ihren Nackbildern erpresst wurden, besitzen sie ein Motiv. Der Versuch der Autoren, den Verdacht auch auf einer örtliche Kuratorin und den Veranstalter einer Castingshow zu lenken, geht nicht auf.

Beide Nebenhandlungen wie auch die langen Dialoge Breuers mit Bewohnern des Stadtteils sind dennoch gelungen. Gemeinsam erzeugen sie zwar keine Spannung, aber ein stimmig wirkendes Bild des Viertels. Die Bestimmtheit der beiden Mädchen, wird dadurch verständlich. Unklar ist jedoch am Ende, warum sie das Viertel unbedingt verlassen wollen, zeigen Breuers Bekanntschaften doch, dass in Wilhelmsburg trotz allem, vor allem in der Migranten-Community ein großer Gemeinsinn herrscht – den es draußen unter Casting-Managern, Fotografen und Kuratoren offensichtlich nicht gibt.

„Ans Wasser!“ ist unterm Strich die tragische Geschichte darüber, wie schwierig es ist, aus einem Milieu auszubrechen. Das ist stimmig inszeniert, aber auch nicht besonders spannend und etwas zu moralisch. Denn letztlich wird davor gewarnt, seine Pläne zu sehr an das „Berühmtwerden“ zu knöpfen.

Die aktuelle Folge des Radiotatorts kann man auf der Homepage der Serie herunterladen.

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