Unendlicher Spaß (von David Foster Wallace)

unendlicher_spass„Unendlicher Spaß“ ist ein legendärer Film von James Incandenza, der seine Zuschauer alles vergessen lässt, sodass sie sich den Film immer wieder ansehen und irgendwann vor dem Bildschirm verhungern. Doch die Originalkopie ist verschwollen., seitdem sich Incandenza mithilfe einer Mikrowelle selbst umgebracht hat. Eine Terrororganisation aus Québec, die ihre Provinz sowie Kanada aus einer unheilvollen Allianz mit den USA und Mexiko retten möchte, ist auf der Suche nach diesem Video, damit die Staaten an ihrer eigenen Mediensucht zugrunde gehen. Die Suche führt sie nach Enfield, dem letzten Wohnort Incandenzas. Dort befindet sich nicht nur die vom Regisseur gegründete Enfield Tennis Academy (E.T.A.) auf der noch zwei der drei Söhne des Regisseurs verweilen, sondern auch das Ennet-House, ein Enziehungsheim für Drogenabhängige, das natürlich viele Kriminelle Patienten anzieht. Um diesen Plot strikt Foster Wallace 1410 Seiten Handlung plus mehrere hundert Seiten Anmerkungen.

Der Text fordert den Leser dabei heraus. Während eine chronologische Erzählweise von Wallace eher abgelehnt wird, werden lange, ineinander verschachtelte Sätze bis zum Exzess verwendet. Die zahlreichen Fußnoten verhindern zusätzlich, dass so etwas wie ein Lesefluss kaum aufkommt. Die Handlung ist ungeordnet, schwer zu verstehen, aber immerhin an vielen Stellen auch herrlich absurd. Dabei stützt sich Wallace selten auf offensichtlichen Humor. Stattdessen nimmt man über mehrere hundert Seiten den Mikrowellenselbstmord des im Roman meist nur als Toten beschriebenen Regisseur James Incandenza als gegeben hin. Auch andere, eigentlich völlig absurde Ereignisse, vermag Wallace als erschreckend real beschreiben.

Wirklich verstörend sind aber die Schicksale der Insassen von Ennet-House. Leider lässt sich Wallace sehr lange Zeit, um zum Beispiel die Familiengeschichte einer weiteren Hauptperson, Don Gately, zu schildern. Vorher muss man sich durch seitenlange Schilderungen von Treffen der Anonymen Alkoholiker kämpfen. Dabei ist der Roman immer dann besonders stark, wenn er sich nicht in ellenlangen Drogen- und Schachtelsätzen verliert, sondern tatsächlich die Herkunft seiner Charaktere aufklärt.

So beeindruckend der Umfang, das ständige Hin- und Herspringen in der Zeit und die akkurat beschriebenen Süchtigentreffen und Tenniseskapaden auch sind, so wenig kann die rahmengebende Handlung und die Willkür der Erzählung überzeugen. Sicher, der Roman hat richtig starke Momente, wenn er seinen Charakteren mal nahe kommt. Diese Szenen sind aber zwischen seitenlangem Fabulieren und Drogeneskapaden versteckt, sodass das Lesen wirklich schwierig ist. In Verbindung mit der Schwere der Schicksale wird die Lektüre trotz einem absurden Setting nicht nur schwer zu lesen, sondern gelegentlich auch schwer zu verkraften. Letztlich produziert hier eine Tennisakademie gescheiterte Existenzen, während gleichzeitig bereits gescheiterte Menschen in der benachbarten Entzugsanstalt versuchen, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen. Während die einen aus reichen Elternhäusern kommen und ihrem Verderben entgegenspielen, haben die anderen bereits bei der Geburt mit Nichts angefangen und ab diesem Punkt auch noch sich selbst verloren. Über all dem thront die gescheiterte Familie Incandenza, in der nicht nur die Alkoholkrankheit des Vaters, sondern auch die unehrliche Kommunikation die Beziehung der Familienmitglieder untereinander zerrüttet hat. Das, über 1400 Seiten ausgebreitet, mit einer häufig hinter den unzähligen Nebenhandlungen zurücktretender Haupthandlung, ist eine schwere Kost.

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