Star Trek – Into Darkness


Wie alle meine Rezensionen ist auch diese nicht spoilerfrei!

2009 ließ J.J. Abrams „Star Trek“ in einer neuen Zeitlinie auf die große Leinwand zurückkehren. Das Resultat sah umwerfend aus, die Story konnte hingegen nicht überzeugen. Dafür war der Bösewicht zu einseitig charakterisiert und die Logiklöcher in der Handlung zu groß. „Into Darkness“ macht vieles besser: Mit einem gelungenen Bösewicht und einer richtig guten, unterhaltsamen Handlung kann der Film den Zuschauer zwei Stunden lang begeistern – und sieht dabei weiterhin umwerfend aus!

Die größte Stärke des Films ist seine Handlungsdichte. Von der ersten „ganz normalen“ Mission der Enterprise auf einem Klasse M Planeten bis hin zu dem Abschluss auf der Erde kommt es zu so vielen Ereignissen, dass diese beinahe für zwei Filme gereicht hätten. So verliert Kirk zu Beginn bereits das Kommando über die Enterprise, weil er Spock das Leben gerettet hat, dabei aber die oberste Direktive der Sternenflotte verletzt hat. Aufgrund des Anschlag John Harrisons auf das Sternenflottenhauptquartier kann Kirk sein Kommando zurückerlangen. Er verfolgt Harrison nach Kronos und kann ihn dort gefangen nehmen, findet heraus, dass Harrison der genetisch veränderte Krieger Kahn ist und muss sich dann einer Auseinandersetzung mit dem militaristischen Sternenflottenadmiral Marcus stellen. Diese Auseinandersetzung hat bereits die Qualität eines Finales, doch nachdem Marcus besiegt wurde, versucht Kahn die Enterprise zu zerstören.
Abrams gelingt es dabei, nicht nur ein Ereignis an das andere zu reihen. Nie entsteht das Gefühl einer gehetzten Handlung. Stattdessen kann der Zuschauer den Handlungsfluss genießen, der zudem immer wieder Platz für Witze lässt.

Dabei ist „Into Darkness“ natürlich nicht ohne Schwächen. Aber vermutlich ist es auch nicht möglich, einen „Star Trek“-Film ohne merkwürdige Szenen herzustellen. Diesmal verwundert es nicht nur, dass Harrison (beziehungsweise Kahn) tatsächlich von der Erde bis nach Kronos beamen kann, sondern auch das Kronos unglaublich nah an der Neutralen Zone liegt. Insgesamt hat der Film Schwierigkeiten mit Entfernungen im Weltraum. Denn auch die Rückkehr von Kronos zur Erde geschieht in unglaublicher Geschwindigkeit. Merkwürdig ist dabei zudem, dass die Enterprise sich mit einem anderen Raumschiff ein Gefecht im Sonnensystem leisten kann, ohne dass ein einziges anderes Sternenflotten-Schiff eingreift. Es wirkt, als wäre das Sol-System völlig verlassen. Das wirkt unglaubwürdig.
Außerdem ist die Darstellung der Klingonen nicht gelungen. In einer Szene versucht Lieutenant Uhura an die Ehre der Klingonen zu appelieren und scheitert grandios. Ehre scheint hier kein Konzept des klingonischen Volkes zu sein. Merkwürdig ist auch, dass die Enterprise so lange in der Neutralen Zone unentdeckt bleibt und sogar zunächst unentdeckt Kronos anfliegen kann.

Das Entfernungsproblem und die Darstellung der Klingonen sind aber die beiden einzigen größeren Schwächen. Abgesehen davon überzeugt die Handlung.

Kahn ist auch in diesem Film ein würdiger Gegner. Die Autoren verzichten darauf, die eugenischen Kriege zu erwähnen. Das wäre vermutlich ein zu großes Problem für die Handlung, schließlich fanden sie in den (bereits vergangenen) 90er Jahren des letzten Jahrhunderts statt. Kahn und seine Mannschaft werden daher vor allem als Kriminelle dargestellt.
Kahns Arroganz wirkt genau so überzeugend wie seine konsequente Vorgehensweise. Obwohl er in vielen Momenten wie eine Maschine reagiert, zum Beispiel wie ein Automat die wichtigsten Daten einer unbekannten Schiffsklasse herunterbetet, besitzt er doch Emotionen. Wann immer es um „seine“ Familie, also die anderen genetisch veränderten Menschen geht, reagiert er äußerst emotional. Das macht ihn unberechenbar.

Damit ist er ein guter Kontrast zu dem Duo Kirk-Spock. Zu Beginn des Filmes erwähnt der logisch agierende Spock Kirks durch seine Emotion für Spock ausgelösten Verstoß gegen die oberste Direktive in einem Bericht an die Sternenflotte, wodurch Kirk das Kommando über die Enterprise entzogen wird. Selbstverständlich nimmt Kirk Spock dies übel. Aber selbst diese Streitigkeit hält Kirk nicht davon ab, Spock ein zweites Mal als seinen ersten Offizier auszuwählen. Im Verlauf der Handlung lernt Spock immer mehr, auch vermeintlich unlogische Entscheidungen zumindest zu respektieren. Kirk wiederum gelingt es, den Vorteil logischer Entscheidungen zu erkennen. Am Ende kehrt sich das Finale aus dem zweiten „Star Trek“-Film, in dem Kahn in der originalen Zeitlinie besiegt wurde, um. Kirk opfert sich, um die Enterprise zu retten, während Spock mit einem Trick Kahns Schiff ausschaltet. Diese umgekehrte Szene ist einer der vielen Höhepunkte des Filmes.

Ein kleinerer Höhepunkt ist der Flug nach Kronos. Dort wirft Uhura ihrem Partner Spock seine Emotionslosigkeit vor. Er würde sicherlich nicht einmal um sie trauern, sollte sie bei der Mission getötet werden. Spock betont dabei einmal mehr, dass sein logische Vorgehensweise und seine Unterdrückung von Emotionen nicht bedeutet, dass ihm seine Mitwesen nichts bedeuten. Die Ausräumung dieses Missverständnisses über Vulkanier ist ebenso gelungen, wie die bereits erwähnte Szene in der Spock tatsächlich die Kontrolle über seine Emotionen verliert.

Leider müssen die meisten Charaktere hinter Spock und Kirk zurückstehen. Dabei gelingt es Abrams wirklich jedem Brückenoffizier eine gelungene Szene zu geben. Gerade dadurch wünscht man sich aber, auch Sulu, Chekov und McCoy in längeren Szenen zu sehen.

„Into Darkness“ strotzt vor Anspielungen auf andere „Star Trek“-Filme und Serienfolgen. Gleichzeitig sind diese Anspielungen immer so subtil, dass der Film auch ohne die Kenntnisse andere „Star Trek“-Produkte verständlich bleibt. Einzig bekannte Aliens fehlen auf der Enterprise, was etwas schade ist. Ansonsten gelingt es dem Film aber häufig, „Star Trek“-Feeling zu erzeugen.
Eine besonders deutliche Anspielung ist die Zerstörung der „Sektion 31“, die in dieser Zeitlinie scheinbar über eigene Labore verfügt. Inwieweit die Sektion auch in dieser Zeitlinie ihre eigene Agenda verfolgt und Admiral Marcus mit ihr in Verbindung stand, bleibt ungeklärt. Deutlich wird aber, dass es in dieser Zeitlinie deutlich aggressivere Elemente in der Sternenflottenführung gibt als in der originalen Zeitlinie. Während es in „Das unentdeckte Land“ Sternenflotte-Offiziere gab, die eine Allianz mit den Klingonen verhindern wollten, möchte Admiral Marcus einen Krieg provozieren. Dafür benutzt er Kirk und die Enterprise-Besatzung als Lockvogel. Diese Radikalität, die leider ohne Schattierungen als böse dargestellt wird, ist für die Sternenflotte schockierend – sorgt aber natürlich auch dafür, dass die Spannung mit dem Auftreten von Marcus deutlich ansteigt.

Aufgrund der nicht ganz geklärten Lage in der Sternenflotten-Führung ist man aber sehr gespannt auf den dritten Teil von Abrams-Trilogie. Am Ende des Filmes bricht die Enterprise zu ihrer ersten fünf Jahres-Mission auf. Diese gelungene Abschlusssequenz ähnelt zwar in vielen Punkten dem Ende des ersten Filmes, lässt den Zuschauer aufgrund des gelungeneren Filmes davor aber mit dem Wunsch zurück, dass es bald weitergehen möge!

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