Real Humans – Echte Menschen (Folgen 5 + 6)

Mit den Folgen fünf und sechs, die ARTE am vergangenen Donnerstag ausgestrahlt hat, überschreitet die erste Staffel der Serie „Real Humans“ die Halbzeit. Die Erzählung um die Entwicklungen in einer Gesellschaft, die von Hubots, Haushaltsrobotern, zunehmend bestimmt wird, nimmt dabei noch einmal deutlich an Fahrt auf. Neben der Hubot-Polizei ist nun auch der Geheimdienst auf der Fährte der wilden Hubots. Die bekommen davon freilich wenig mit. Sie befinden sich noch immer in relativer Sicherheit auf dem Dachboden einer lesbischen Pastorin und warten auf Leo. Man merkt jedoch, dass es in der Gruppe merklich zu Spannungen kommt. Niska überdeckt diese mit Drohungen, das geht auf Dauer jedoch nicht gut. Während Roger mit Bea und einem Fanatiker einen Anschlag auf einen Hubot-Markt ausführt, wird das Leben der Familie Engman zunehmend von dem Prozess für die Rechte von Hubots bestimmt. Leo hingegen ist Mimi, die gestohlen wurde und nun als Hubot in der Familie Entmann arbeitet, dicht auf der Spur. Bei dem Anschlag von Roger wird er jedoch stark verletzt. Im Krankenhaus finden die Ärzte heraus, dass er zur Hälfte ein Hubot ist und er wird dem Geheimdienst überführt.

Die Gesamthandlung kommt in diesen beiden Episoden nicht besonders voran. Das merkt man vor allem daran, dass die wilden Hubots sich noch bis zum Ende der sechsten Folge auf dem Dachboden der Pastorin verstecken. Die Polizei kommt ihnen dabei nicht näher. Das liegt zunächst daran, dass Bea, die sich in die Polizei eingeschleust hat, immer wieder falsche Fährten legt. Auf der anderen Seite sind Polizei und Geheimdienst aber auch mit anderen Entwicklungen beschäftigt. Trotzdem könnte es in diesem Handlungsstrang mehr Bewegung geben. Das bedeutet jedoch nicht, dass er nicht überzeugend ist. Vor allem das Interesse des Hubots Gordon an der christlichen Religion ist ein sehr starker Moment in diesen beiden Episoden.

Leos Vorgehen wirkt immer fanatischer. Er arbeitet auf der Suche nach Mimi ganz allein, obwohl er eigentlich den Hubot Max als Begleitung hat. Auf Max Fähigkeiten stützt er sich jedoch nie, er sieht ihn nicht als gleichberechtigt an. Es ist schade, dass das nie thematisiert wird, schließlich ist Leo eigentlich ein Hubot Freund. Sein Verhalten wirkt dadurch relativ negativ. In der sechsten Episode befindet er sich die ganze Zeit in der Gewalt der Regierung. Was mit ihm geschieht ist unklar. Klar ist aber weiterhin, dass er das letzte Teil des Programms besitzt, dass Bea benötigt, um auch anderen Hubots einen freien Willen zu schenken.

Der Anführer der Terrogruppe Echte Menschen verhält sich ebenfalls immer fanatischer. Nach dem geglückten Attentat dreht er durch. Das wird Roger langsam unheimlich. Bea wird derweil bei der Polizei als Hubot enttarnt und muss fliehen. Bei Roger eskaliert die Situation. Doch gemeinsam können sich Bea und Roger von der Terrorgruppe lossagen. Roger weiß jedoch noch immer nicht, dass Bea in Wirklichkeit ein Hubot ist. Hier bietet sich noch viel Spannungspotential.

Wieder einmal ist die überzeugendste Handlungsebene die Familie Engmann. Sowohl der Großvater als auch die Kinder machen immer mehr Erfahrungen mit den Hubots. Während sein Haushaltsroboter dem Großvater das Leben bei einem Herzinfarkt rettet, findet die älteste Tochter heraus, dass Anita in Wirklichkeit Mimi heißt und gestohlen wurde. Allerdings will ihr niemand glauben. Frau Engmann vertritt derweil zwei Freundinnen, die sich in ihre Hubots verliebt haben. Das Verfahren startet gut, muss dann aber zurückgezogen werden. Denn beide haben ihre Hubots illegal manipuliert, um mit ihnen bessere sexuelle Erfahrungen zu machen und sich von ihnen gegen ihre Ex-Männer zu schützen. Um das zu vertuschen, müssen sie das Verfahren absagen. Ein herber Rückschlag, der den Zuschauer jedoch bewegt. Außerdem stellt sich langsam heraus, dass auch ihre Hubots eigenständiger werden und beide bemerken, dass das nicht immer das ist, was sie gewollt haben. Die fordernden Hubots verhalten sich nämlich zunehmend machohafter und bringen die Frauen regelmäßig in peinliche Situationen.

Obwohl die Rahmenhandlung stagniert, geschieht auf der persönlichen Eben viel. Das überzeugt fast immer. Mittlerweile hat die Serie so viel Hintergrund aufgebaut, dass die komplette Handlung faszinierend ist. Ohne große Bewegung kann die Spannung so aufrecht erhalten werden, sei es durch überzeugende Familiengeschichten oder drastische Momente (z.B. wenn Leo kurz davor steht, von einer Kettensäge in Einzelteile zerlegt zu werden). Leider treten dabei wichtige Fragen wie zum Beispiel Leos Verhalten gegenüber Hubots in den Hintergrund. Dafür werden andere wie Hubots und Religion oder (zum wiederholten Male) die Liebe zu Hubots intensiv thematisiert. Das macht die Serie weiterhin nicht nur sehr unterhaltsam, sondern in einigen Punkten auch durchaus nachdenklich.

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