Grüße aus Fukushima (ARD-Radiotatort)
|Charles Durand, Mitarbeiter im französischen Atomkraftwerk Cattenom wird tot aufgefunden. Für Kommissar Paquet ist die Ermittlung in diesem Fall äußerst schwer. Erstens hat er mit Amelie Gentner eine neue, nervige Kollegin und zweitens ist seine Tochter in der Anti-Atomkraft-Bewegung aktiv. Und natürlich fällt der Verdacht zunächst auf militante Mitglieder dieser Bewegung. Als herauskommt, dass Durand mit Atomkraft-Gegnern zusammengearbeitet hat und sogar sensible Anlagen aus dem Werk geschmuggelt hat, gerät auch der Atomkraftbefürworter Julien Lazare in das Visier der Ermittler.
„Grüße aus Fukushima“ ist kein besonders einfallsreicher Fall. Wieder einmal hat man auf der einen Seite Aktivisten mit heren Motiven und auf der anderen Seite einen bösen Wirtschaftszweig. Diese Konstellation wies zuletzt der Dezember-Radiotatort „Chicken Highway“ auf. Diesmal wird die Bewegung wenigstens nicht dazu genutzt, mit unsinnigen Kostümen Albernheit in die Folge zu bringen. Doch dafür will der Funke nicht richtig überspringen. Zu unklar sind die Motive der Bewegung. Denn hier hat man noch stärker als in „Chicken Highway“ radikale Vertreter, die von gemäßigten (wie die Tochter des Kommissars) nicht als solche erkannt werden. Gerade bei dem Plan mit Waffengewalt den Betrieb eines Atomkraftwerks zu stören, erscheint es sehr merkwürdig, dass andere Gruppenmitglieder davon nur wenig mitbekommen.
Immerhin wird die politische Seite des Themas wie in „Chicken Highway“ intensiv beleuchtet. War es dort eine Abgeordnete mit guten Verbindungen zur Lebensmittelindustrie, ist es mit Julien Latare in „Grüße aus Fukushima“ ein Lobbyist, der den Wirtschaftszweig vertritt. Er trifft sich regelmäßig mit allen wichtigen politischen Vertretern der Region und überzeugt sie von der Qualität der französischen Kernenergie. Auf diese Weise gerät Cattenom nicht in die Diskussion, obwohl es regelmäßig zu Störfällen kommt. Ein netter Ansatz.
Die persönliche Seite dieses Tatorts ist sehr stark ausgeprägt, überzeugt aber wie die Anti-Atomkraft-Bewegung nicht wirklich. Die Tochter des Kommissars ist etwas zu einseitig moralistisch skizziert. Sie sorgt sich nicht nur um Kernkraft, sondern versucht ihren Vater insgesamt zu einem guten und gesunden Lebensstil anzuregen. Das beginnt bei dem Energieverbrauch und hört beim Essen noch lange nicht auf. Das sorgt zwar für einige witzige Szenen. Doch Charlotte Paquet hätte durchaus ein paar vielseitigere Szenen verdient. Die neue Kollegin Paquets, Gentner, erhält diese Chance ebenfalls nicht wirklich. Sie hilft zwar kräftig mit, hat aber eine sehr forsche Art und vermischt gerne persönliche Anekdoten mit einem Verhör. Das geht natürlich gar nicht, daher ist Paquet zu recht genervt. Trotzdem ist klar, dass die beiden sich am Ende des Falls gut verstehen. Dieser Handlungsstrang kann also nur wenig Interesse aufbauen.
Die Lösung des Falls ist recht unspektakulär. Letztlich waren weder Latare noch die Atomkraftgegner an dem Tot Durands Schuld. Seine Ehefrau hat seine Methoden nicht gutgeheißen, wollte ihn aber nicht töten. Er starb durch einen unglücklichen Sturz. Das ist eine schlichte Aufklärung eines durchschnittlichen Kriminalstücks.
Die Folge kann man noch bis Ende April auf der Homepage der Serie herunterladen.