Wahlkampf (Gefährliche Seilschaften Folge 1)

Wahlkampf in Dänemark. Die Anführerin der Moderatenpartei, Brigitte Nyborg Christensen, plant, ein Bündnis mit der Arbeiterpartei einzugehen, um die regierenden Liberalen abzulösen. Der Moderatorenpartei wird dabei die Rolle als Juniorpartner vorausgesagt. Alles ändert sich, als der Vorsitzende der Arbeiterpartei mit ausländerfeindlichen Parolen versucht, Stimmung im Wahlkampf zu machen. Christensen kann das nicht mittragen. In einem Fernsehinterview sagt sie sich drei Tage vor der Wahl vor laufender Kamera von ihrem Bündnispartner los. Ihr Spin-Doktor Kasper Juul bemüht sich verzweifelt darum, eine Machtperspektive für die Moderatenpartei zu erhalten. Dabei scheitert er jedoch an Christensens Idealismus, den er für naiv hält.

Die Serie „Gefährliche Seilschaften“ heißt im Original „Borgen“, es ist der Spitzname für das dänische Schloss Christiansborg, in dem drei dänischen Gewalten angesiedelt sind. Den deutschen Titel halte ich für einen Fehlgriff, erinnert er doch zu sehr an eine Seifenoper. Unter einer gefährlichen Seilschaft könnte man schließlich genau so gut eine Liebesaffäre vermarkten.

„Wahlkampf“ hält genau das, was der Titel verspricht. Der Zuschauer findet sich inmitten eines fiktiven dänischen Wahlkampfes wieder. Für die Liberalen sieht es zu Beginn nicht gut aus, mit Christensens Lossagung von der Arbeiterpartei erscheinen die Wahlchancen plötzlich wieder besser. Zumal die Spin-Doktoren beider Seiten sofort damit beginnen, über neue Bündnisse nachzudenken. Das entfesselt eine unglaubliche Thematik und nimmt den Zuschauer gefangen.

Dabei macht die Serie aber auch die persönlichen Elemente der Politik deutlich. Die klare Aussage ist, dass das Privatleben sich natürlich auf den politischen Prozess auswirkt. Die depressive Frau des Premierministers sorgt dafür, dass er einen großen Betrag auf Kosten der Staatskanzlei ausgibt. Es ist ein Opfer, eine Situation, in der der Premierminister schlicht überfordert ist und über keine anderen Geldmittel verfügt. Obwohl er vorhat, den Prozess sofort rückgängig zu machen, gibt es aufgrund widriger Umstände einen großen Skandal. Die Liberalen werden abgewählt, weil ein persönliche Misstritt, ohne böse Absicht bekannt wird.

Anhand dieser Information lernt man den wahren Charakter Christensens kennen. Ihr Spin-Doktor gelangt, wieder aufgrund einer persönlichen Geschichte, an die Informationen. Er möchte sie im Wahlkampf nutzen, Christensen lehnt ab. Aus ihrer Sicht ist die Frau des Premierministers bereits verletzt genug, ein Skandal würde die Situation noch schlimmer machen. Juul leitet die Information an die Arbeiterpartei weiter, dort wird sie genutzt. Christensen durchschaut das natürlich sofort und feuert Juul.

Paradoxerweise ist es aber gerade diese Aktion, die sie an die Macht bringt. Denn die Wähler nehmen den Skandal nicht nur den Liberalen übel. Auch der Chef der Arbeiterpartei, der in den letzten Tagen ausschließlich über den Skandal, nicht aber über seine eigenen Ziele geredet hat, wird als korrupt und unsympathisch wahrgenommen. Christensen, die mit ihrer undogmatischen Art punkten kann, erreicht daher ein phänomenales Wahlergebnis. Ihr Charakter ist besonders gelungen. Der Zuschauer erlebt authentische Selbstzweifel, sowie eine sehr sympathische Familie, die Christensen bei ihren Höhen und Tiefen begleitet.

„Gefährliche Seilschaften“ konzentriert sich bei all dem nicht ausschließlich auf die Politiker und Wahlkampfmitarbeiter. Zudem wird die Arbeit der Journalisten eines TV-Senders gezeigt. Dabei wird auch darauf eingegangen, wie die Medien Politik manipulieren können und wie eng gleichzeitig die Verbindungen zwischen Politik und Medien sind.

Zu keinem einzigen Punkt kommt die Serie belehrend rüber. Es wird nie das politische System Dänemarks erklärt. Es werden kaum lange, ideologische Reden gehalten. Den erhobenen Zeigefinger wird man zumindest in der ersten Episode nicht finden. Stattdessen wird ein unglaublich dichter Mix aus Macht, Intrigen und persönlichen Schicksalen erzählt.

„Wahlkampf“ ist ein sehr gelungener Start für eine Serie, ist spannend und macht Lust auf mehr. „Gefährliche Seilschaften“ startet äußerst vielversprechend.

Gestern startete auf ARTE die zweite Staffel der Serie. Die Folgen kann man auf der Online-Präsenz ARTEs noch eine Woche ansehen.

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