A Scause For Applause

Ganz „South Park“ legt die „What Would Jesus Do“-Armbänder ab. Denn eine Kommission hat herausgefunden, dass Jesus bei der Kreuzigung Drogen und vor allem schmerzmindernde Mittel zu sich genommen hat. Der Sohn Gottes hat somit nicht für die Sünden der Menschheit gelitten. Lediglich Stan weigert sich, sein Armband abzunehmen. Er mag es schlicht, setzt damit jedoch einen neuen Trend: „STANd your ground“. Kurz darauf hat die Kommission ihn ebenfalls auf dem Kieker. Eine anonyme Quelle behauptet, Stan habe in der Vergangenheit das Armband einmal abgenommen und daher nicht immer seinen „ground“ gestanden. Enttäuscht beginnen sich seine Anhänger von ihm abzuwenden.

„A Scause For Applause“ hat deutlich mehr Biss und lustige Szenen als die vorherigen, eher langweiligen und langatmigen „South Park“-Folgen. Im Mittelpunkt steht einmal mehr die blinde Masse der „South Park“-Bewohner, die jedem Trend hinterherläuft. Solange es genügend Menschen machen, sind alle South Parker dabei. Gleichzeitig wenden sie sich aber auch lautstark von ihren Helden ab, wenn sie enttäuscht sind.

Die Episode betrachtet jedoch auch die andere Seite. Sowohl Jesus, der in dieser Folge ganz eindeutig Drogen nimmt, um seine Leistungskraft aufzubessern, als auch Stan betonen trotz eindeutiger Beweise, dass sie unschuldig sind. Stattdessen verweisen beide auf die „höhere“ Sache, für die sie kämpfen. Sie kommen daher zu dem Schluss, dass die Aufmerksamkeit der Masse schlicht von ihren „kleinen“ Verfehlungen wieder auf das „wirklich Wichtige“ gelenkt werden müsse.

Das finden sie heraus, als sie gerade Rache an dem französischen Wissenschaftler nehmen möchten, der sie beide entlarvt hat. Dieser Herr sorgt mit seiner Gattin für eine witzige Szene, ist ansonsten aber eine eher unnötige Anspielung auf die Dopingkommission, die Lance Armstrong in der vergangenen Woche Schwierigkeiten bereitet hat. Denn während es sich zum Beispiel bei Stans Abschneiden des Armbandes um ein wirklich zu vernachlässigendes Problem handelt, ist das systematische Doping Armstrongs durchaus kritisierbar.

Die Strategie der beiden gescheiterten Helden führt den Zuschauer zum Titel der Episode. Sie wollen neue Armbänder für ihren neuen „Cause“ produzieren. Der Armbandproduzent nennt dieses Vorgehen die Erschaffung eines „Scauses“. Am Ende müssen Stan und Jesus herausfinden, dass sie lediglich für die Profite der Armbandfabrik gesorgt haben, in Wirklichkeit aber nichts für ihren Cause, ihr Ziel, bewegt haben.

Das ist eine gelungene Kritik an dem Drang vieler Menschen, ihren vermeintlichen Aktivismus nach außen hin zu zeigen, während sie in Wirklichkeit nicht über das Tragen bestimmter Symbole hinauskommen. Natürlich dient diese Tätigkeit bereits dem Konzept der gesteigerten Aufmerksamkeit in der Zivilgesellschaft, wirklich geholfen – und das wird häufig vergessen – ist damit jedoch noch niemandem. Selbstverständlich präsentiert die Episode durch Jesus eine Alternative zu diesem scheinbaren Aktivismus: T-Shirts.

„A Scause For Applause“ ist besonders gut im Vergleich zu den schwachen Vorgängerfolgen. Aber auch sonst handelt es sich hier um eine ordentliche Episode, die einmal mehr vor allem die leicht beeinflussbaren Gruppenmeinung in ihrer ganzen Absurdität darstellt.

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