Tödliche Kunst (ARD-Radiotatort)

Der September-Radiotatort spiel in Stuttgart. July Blumberg ist eine alte Dame aus New York. Als Jüdin wurde sie von den Nationalsozialisten aus Deutschland vertrieben. Ihre auf Einladung der Stadt Stutgart erfolgte Deutschland-Reise verläuft tödlich: Sie fällt von dem Balkon ihres Hotels. Da die alte Frau im Rollstuhl saß, hegen die Ermittler Finkbeiner und Brändle den Verdacht, dass es sich um einen Mord handeln könnte. Im Zentrum des Verdachts stehen die Mitglieder der Neuen Deutschen Partei, die mit ihren rechtsradikalen Anhängern einen Parteitag in Stuttgart abhalten möchte. Kurz darauf wird die Anzahl der Verdächtigen jedoch um Blumenbergs Enkel und einen alten, jüdischen Amerikaner, der glaubt, seine Familie sei in den 30ern von den Blumbergs verraten worden, erweitert.

„Tödliche Kunst“ ist ein unglücklicher Titel für den Radiotatort. Denn dieser sehr dicht erzählte Krimi enthüllt recht schnell, dass die alte Blumberg in einem Suttgarter Museum ein Gemälde gefunden hat, das sie für geraubt einschätzt. Sie wollte es für sich beanspruchen und es dem MOMA in New York spenden. Kurz darauf stirbt sie. Ein Zusammenhang liegt nahe, doch zu dem Zeitpunkt gibt es genügend andere Verdächtige. Durch den Titel des Krimis ist jedoch klar, dass der Enkel oder der Museumsdirektor, der behauptet, das Bild gehöre ihm, die Täter sein müssen. Das ist etwas schade.

Denn ansonsten baut der Fall ordentlich Spannung und Atmosphäre auf. Die jüdische Gruppe hat eindringliche Schicksale zu erzählen und der Parteitag der Neuen Deutschen Partei sorgt für Erregung in der Stadt. Beides bietet den zwei Ermittlern natürlich Gesprächsstoff. Zunächst werden sie von der rechtsradikalen Partei dazu angehalten, für die Sicherheit der Parteimitglieder zu sorgen. Das behagt beiden selbstverständlich gar nicht. Dennoch versuchen sie die Urheber, anonymer Morddrohungen zu stellen. Das gelingt sogar und bringt überraschende Ergebnisse zutage: Die Partei hat sich selbst bedroht, um die Polizei beschäftigt zu halten. Andererseits fällt der Verdacht ja auch auf zwei Juden. Hier sehen sich die beiden Polizeibeamten rasch mit dem Vorwurf konfrontiert, antisemitische Motive zu hegen. Damit gehen die beiden Ermittler locker-witzig um, was jedoch nur mangelhaft kaschieren kann, dass sie sich tatsächlich in einer schwierigen Situation befinden.

„Tödliche Kunst“ ist insgesamt ein interessanter und atmosphärischer Stuttgart-Krimi, der unnötig die Ursache des Mordes bereits im Titel verrät.

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