Anleitung zur Weltverbesserung (von Robert Misik)

Immer nur dagegen zu sein, reicht nicht aus, findet Robert Misik. Progressive, linke Kräfte verbringen in seinen Augen zu viel Zeit damit, den Zustand der Welt zu beklagen. Dabei müsse es viel mehr darum gehen, ihn zu verbessern. Aus diesem Grund legte er 2010 das hier rezensierte Büchlein vor.

Das Werk ist in sechs Kapitel unterteilt. Zunächst nimmt sich Robert Misik den Kapitalismus an sich vor. Der größte Teil ist ein, mittlerweile schon oft gelesene, Krisenanalyse. Die ist gut verständlich, locker geschrieben, bringt aber keine großen neuen Erkenntnisse. Wichtig ist der Abschnitt deswegen, weil Robert Misik einer Totalopposition zum Kapitalismus eine Absage erteilt. Stattdessen führt er die Nachkriegsjahre als Beispiel dafür an, dass „guter“ Kapitalismus gelingen kann. Im zweiten Kapitel skizziert Misik, warum Gleichheit für Gesellschaften wichtig ist. Auch diese Kapitel ist gut zu lesen, die Argumente dürften „progressiv“ denkenden Menschen, an die sich das Buch ja wendet, aber nicht neu sein. Interessanter ist daher das dritte Kapitel. Hier setzt sich Misik mit der derzeitigen Schwäche der (europäischen) Sozialdemokratie auseinander. In seinen Augen haben Sozialdemokraten im Vergleich zu anderen sozialistischen Kräften zwar immer die größten Kompromisse geschlossen, sie haben damit  aber mehr für die Benachteiligten der Gesellschaft erreicht als radikalere Kräfte. Aus diesem Grund sei ein Widererstarken durchaus wünschenswert. Wichtig ist dabei, wieder ein Projekt, zumindest aber eine Vision zu haben und für eine moderne Gesellschaft zu streiten. Das ist interessant zu lesen, bleibt aber an vielen Stellen unkonkret. Die kürzeren, letzten Kapitel plädieren dafür, das Glück in das BIP mit einzubeziehen und die demokratischen Einflussmöglichkeiten auszubauen. Zuletzt plädiert Misik dafür, vermehrt auf die Sprache zu achten. Dabei meint er nicht den Werbeslang der Spindoktoren und PR-Experten, sondern das Ringen um Deutungshoheit im öffentlichen Diskurs und das Ziel, die eigenen Vorhaben nicht nur in Abgrenzung zu anderen, sondern auch als hoffnungsvolle Kleinvisionen zu verpacken.

Misiks Buch ist keine konkrete Anleitung. Es wendet sich nicht an den einzelnen Bürger und schreibt ihm vor, was er tun könnte, um die Welt besser zu machen. Stattdessen ist es ein kurzer Umriss von dem was falsch in der Welt läuft mit einem überdurchschnittlich großen Anteil an Vorschlägen wie es besser laufen kann. Misik geht dabei nicht radikal vor, plädiert nicht für eine Abschaffung des Kapitalismus. Stattdessen verweist er darauf, dass es gelingen muss, eine breite, moderne und progressive Politik zu formulieren, die der Mehrheit der Bürger Vorteile bringt. Wichtig sei dabei vor allem die Deutungshoheit der Neoliberalen und Neokonservativen über Begriffe wie „Regulierung“ und „Steuern“ zu brechen.

Außerdem sollte man stets von der Frage geleitet werden, wie Ungerechtigkeiten und Probleme konkret aus der Welt zu schaffen seien. Das bloße Anprangern reiche eben so wenig aus, wie utopische Überlegungen, das komplette System zu stürzen. Das ist ein hehrer Ansatz, er muss aber im Vagen bleiben. Daher ist „Anleitung zur Weltverbesserung“ für progressive Kräfte lediglich ein Bestätigungsbuch, da viel Bekanntes etwas populistisch zusammenfasst und mit dem dezenten und vagen Hinweis, Politik konkreter zu formulieren, versehen ist.

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