Unterwegs im Namen des Herrn (von Thomas Glavinic)

Der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic nimmt mit einem befreundeten Fotografen an einer Wallfahrt nach Medjugorje in Bosnien-Herzogowina teil. Galvinic möchte damit sein Verhältnis zum Glauben testen. Der Test geht schief, Glavinic und sein Freund halten es nur wenige Tage auf der Wallfahrt aus. Mithilfe von Galvinics in der Nähe lebenden Vater flüchten sie und geraten in das Heim eines gastfreundlichen Drogendealers, der auf wilde Feiern besteht.

An vielen Stellen wirkt das Buch bemüht komisch. Die Teilnehmer der Wallfahrt werden größtenteils ins Lächerliche gezogen und wirken wie Karikaturen. Zu keinem Zeitpunkt wird versucht, die Teilnehmer differenziert zu beschreiben. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass bei solchen Wallfahrten ausschließlich Schablonen teilnehmen. Ein Telefonat am Ende des Buches deutet aber auf das Gegenteil hin.

Der zweite Teil ist abgedreht. Zumindest Glavinic beschreibt sich da bereits als gesundheitlich angeschlagen und nimmt Medikamente. Dadurch vernebeln sich seine Sinne. Dennoch wird sehr deutlich, dass er und sein Freund bei einem Drogendealer untergekommen sind, der rasch beleidigt ist, wenn man seine Gastfreundschaft in Frage stellt. Dieser Teil wirkt nicht mehrrealistisch. Hier ist schwierig, dass nicht ganz klar ist, ob es sich nun um Fiktion handelt oder um einen Tatsachenbericht.

Auf jeden Fall gerät die Situation hier außer Kontrolle. Die zwei Reisenden wollen schnell weg, pumpen sich aber mit Alkohol und Tabletten so voll, dass sie kaum mitbekommen, was um sie vorgeht. Dass Glavinic dem ständig Ausschnitte aus religiösen Broschüren gegenüberstellt, macht das Ganze nicht erträglicher.

„Unterwegs im Namen des Herren“ bietet somit zum Start eine klischeehafte Beschreibung einer Wallfahrt und endet in einem mittelschweren Alkohol-, Medikamenten- und Drogenexzess. Das muss man nicht  gelesen haben.

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