SPD-SH: Städtesieger

Am vergangenen Sonntag lag die SPD bei der Landtagswahl gerade einmal 0,4 Prozentpunkte hinter der CDU. Damit legt die SPD im Vergleich zur letzten Wahl um 5 Prozentpunkte zu. Was sich nach einem großen Erfolg anhört, ist nach den vorherigen Umfragen eher enttäuschend. Damit die SPD eine Landtagswahl in Schleswig-Holstein deutlich gewinnen kann, muss sie – wie in fast allen Wahlen – in den Städten außerordentlich gute Ergebnisse einfahren. Das ist vor allem bei der strukturell konservativen Bevölkerung wichtig, da diese nur wenig empfänglich für sozialdemokratische Positionen ist. Und unter diesem Gesichtspunkt hat die Partei am vergangenen Sonntag gute Vorarbeit für die nächsten Wahlen geleistet.

Wenn man das Ergebnis jetzt bewertet, sollte man immer die Lage von 2009 im Kopf haben. Die Partei erhielt nur etwas mehr als ein Viertel der Stimmen, außer in Kiel und Lübeck wurde kein einziger Wahlkreis gewonnen. Und zu allem Überfluss war fast der komplette schleswig-holsteinische Norden nicht mit sozialdemokratischen Abgeordneten im Parlament vertreten, da man die Liste zu optimistisch aufgestellt hat. Alles deutete darauf hin, dass es viele, viele Jahre dauern würde, bis sich die Partei davon erholt.

Drei Jahre später hat die SPD alle kreisfreien Städte gewonnen (also zusätzlich Flensburg und Neumünster). Auf diesem Weg hat sie dafür gesorgt, dass die großen Städte Schleswig-Holsteins nicht mehr mit CDU-Abgeordneten im Landtag vertreten sind. Denn die CDU gewann so viele Wahlkreise, dass die Liste nicht zog. Zusätzlich gewann die SPD um Kiel und im städtischen Speckgürtel um Hamburg Wahlkreise.

Wahlergebnisse in Wedel
Wahlergebnisse in Wedel

Klar, das reichte offensichtlich noch nicht ganz. Aber gerade um Hamburg besteht noch viel Potential. So wurde zum Beispiel der Wahlkreis „24 – Pinneberg Elbmarschen“ knapp von der CDU geholt. Die Bevölkerung des Wahlkreises teilt sich zu einem großen Teil auf die beiden Städte Wedel und Ütersen auf, es gibt jedoch auch viele Dörfer zwischen diesen beiden Städten. Während die SPD in den Dörfern hoffnungslos unterlegen war, gewann sie in beiden Städten deutlich die meisten Zweiststimmen. Dass das nicht selbstverständlich ist, verdeutlich die nebenstehende Grafik.

In den letzten vier Jahren gab es fünf Wahlen, drei davon mit lokalem Bezug. In der größten Stadt des Wahlkreises, Wedel, hat die SPD von der Kommunalwahl 2008 auf die Landtagswahl 2009 prozentual kaum Fortschritte machen können. Erst ein Blick auf die Stimmbezirkkarte zeigt, dass die Landtagswahl aufgrund der schwächeren CDU immerhin einen Stimmbezirkssieg mehr brachte (was jedoch nur für eine Kommunalwahl direkte Auswirkungen hat). Verbunden mit der Schwäche der Union am vergangenen Sonntag, konnte die SPD eine klare Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen. Noch überzeugender ist auch hier ein Blick auf die Wahlkreiskarte, die mittlerweile in 12 von 17 Stimmbezirken eine sozialdemokratische Mehrheit sieht.

In der anderen Stadt, Ütersen, sieht es ähnlich aus. Der unterlegene SPD-Direktkandidat Thomas Hölck hat daher Recht, dass es sich um ein Ergebnis handelt, auf dem die Ortsvereine aufbauen können. Ebenfalls Recht hat er damit, dass die geringe Wahlbeteiligung in den Städten seinen Sieg verhindert hat.

Bedenkt man, dass es häufig eher die SPD-Wähler sind, die zu Hause bleiben, sollte es angesichts der enormen Nichtwählerzahlen eine Strategie für den kommenden Wahlkampf sein, sich in den Städten, die eigenen Hochburgen gezielt vorzunehmen und dort stärker als sonst versuchen, die Bürger zum Wahlgang zu motivieren.

Stimmbezirke in Wedel - Landtagswahl 2012
Stimmbezirke in Wedel - Landtagswahl 2009
Stimmbezirke in Wedel - Kommunalwahl 2008

 

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