American Pie – Das Klassentreffen

Dreizehn Jahre sind seit dem ersten Film vergangen. Das zehnjährige „High School“-Jubiläum ist ungenutzt verstrichen, doch jetzt wird ein Klassentreffen einberufen. Die originale Jungsrunde trifft sich einige Tage früher, um über ihr Leben zu reflektieren und wieder ein paar wilde Tage zu verleben.

Reflektieren und American Pie passen nicht wirklich zusammen. Und natürlich beginnen die Vier nicht damit, sich gegenseitig ihre Probleme zu erzählen. Auf geschickte Weise wird jedoch rasch deutlich, dass alle mit dem Verlauf ihres Lebens nicht ganz zufrieden sind. Einzig bei Finch wirkt es so, als sei er mit sich im Reinen. Sein neuer, wilder Lebensstil passt allerdings gar nicht zu seinem Charakter, sodass man schnell ahnt, dass etwas nicht stimmt.

Bevor jeder Protagonist seine Probleme (die letztendlich selbstverständlich eher profan als grundlegend sind) löst, müssen natürlich noch einige Gags abgeliefert werden. Das ist größtenteils wirklich witzig. Denn natürlich gibt es den typischen Teenie-Film Fremdschämfaktor, der nicht schwächer dadurch wird, dass die Charaktere keine Teenager mehr sind. Am gelungensten sind dennoch die Momente, in denen den Hauptpersonen ihr Alter bewusst wird. Wenn Stifler seinen alten Eltern-Ablenktrick startet, indem er bittet, das Telefon benutzen zu dürfen und als Antwort Unverständnis erntet – schließlich hat heute doch jeder ein Handy dabei – verschlägt es den (mit Stiffler) fünf Herren die Sprache. Der Fortschritt reißt nun einmal nicht jeden mit.

Sowieso wird Stifler in diesem Film zur tragischen Figur. Er hat sich überhaupt nicht verändert, sondern ist noch immer der Macho, der er am Ende der High School war. Doch das hat ihn im Leben nicht weit gebracht. Im Verlauf des Films sickert diese Erkenntnis langsam bis zu ihm durch. Seine Bewältigung des Themas ist Stiffler-typisch.

Die Schauspieler wirken in ihren Rollen sehr authentisch. Man nimmt ihnen ab, dass sie tatsächlich 13 Jahre Leben und (ein wenig) Entwicklung hinter sich haben. Gleichzeitig erkennt man immer noch die „High School“-Jungen aus dem ersten Teil wieder.

Der Film steigert seine obszönen und infantilen Witze immer weiter, bis er ein gelungenes Witzfinale im Vorgarten von Stifflers Haus erreicht. Nach diesem Finale scheint die Beziehung aller Hauptpersonen an einem Tiefpunkt angekommen. Danach gelingt natürlich eine Versöhnung und jeder erhält ein (kitschiges) Happy-End, was leider dem Ende des Films viel Witz nimmt. Aber die rührigen Enden gehören zu den Filmen der Reihe nun einmal dazu, inklusive vieler kitschiger und pathetischer Reden über Freundschaft zum Ende.

Nachdem die obligatorische Wertevermittlung in dem größtenteils wertefreien Film abgeschlossen ist, gibt es immerhin zu Beginn des Abspanns noch eine sehr originelle Szene, in der der aussagekräftigste Schauspieler eine Packung Popcorn ist. Sehr gelungen.

„American Pie – Das Klassentreffen“ erfüllt die Witz-Erwartungen an einen „American Pie“-Film und wartet darüber hinaus mit vielen Anspielungen auf die vorherigen drei Teile der Reihe auf. Zusätzlich gibt es einige, wirklich starke Szenen, die den Charakteren ihr eigenes Älterwerden vor Augen führen. Wenn man die vorherigen Teile kennt, ist es ein rundum unterhaltsamer Film. Das hätte ich vor dem Kinobesuch nicht gedacht.

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