War Horse (von Michael Morpurgo)
|Das junge Pferd Joey wird von einem trunksüchtigen Bauern gekauft, der mit dem Erwerb lediglich einem anderen Bauern eins auswischen möchte. Der Sohn des Bauern, Albert, findet jedoch schnell gefallen an dem Tier und sorgt dafür, dass es ein zufriedenes Zugpferd wird. Dann bricht jedoch der erste Weltkrieg aus und Alberts verbitterter Vater verkauft Joey an die britische Armee. Für das Pferd beginnt eine Odyssee durch Schützengraben, Artilleriestellungen und das Niemandsland.
Der britische Jugendroman ist komplett aus Joeys Perspektive erzählt. Joey spricht von sich selbst in der ersten Person und versteht, was Menschen um ihn herum sagen. Dabei ist es egal, in welcher Sprache mit ihm geredet wird. Die Perspektive ist ein guter Einfall. Denn oft versteht Joey zwar, was gesagt wurde, aber nicht unbedingt, was das bedeutet. In erster Linie versteht er nämlich nur Stimmungen, die auf ihn abfärben. Dies deutet daraufhin, dass er häufig nur die Wörter wiedergibt, aus denen der Leser dann einen Sinn ziehen kann.
Die Perspektive lässt die Sinnlosigkeit des ersten Weltkrieges jedoch noch stärker zutage treten. Joey bekommt häufig Gespräche von Soldaten mit, die sich fragen, wofür sie eigentlich kämpfen. Das bieten andere Romane jedoch auch. An einigen Stellen versucht Joey die Geschehnisse jedoch einzuordnen, was aus seiner Sicht auch misslingt. Der Krieg aus den Augen eines Pferdes wirkt dabei noch dämlicher als aus der Perspektive eines Soldaten. Joey wechselt zudem mehrmals die Seiten. Wenn bei unsinnigen Kavallerieattacken Joeys Reiter verletzt werden, gerät er in die Hand der jeweils anderen Seite. Für Joey macht das überhaupt gar keinen Unterschied, denn auf beiden Seiten werden Pferde und Soldaten schlecht behandelt und auf beiden Seiten gibt es sowohl Männer, die mit Pferden gut, als auch Männer, die mit Pferden schlecht umgehen können. Diese Seitenwechsel macht erzählerisch deutlich, dass es zwischen den Kämpfenden keinen Unterschied gab.
Der Roman fokussiert das Schicksal der Pferde. Das Nachwort weist darauf hin, dass vor allem die britische Armee zu Beginn des Krieges noch sehr auf traditionelle Kriegsführung setzte. Das änderte sich zwar mit der Zeit, doch bis dahin waren schon deutlich mehr als eine Million Pferde im Einsatz, die nach dem Krieg meist so geschwächt waren, dass sie an Schlachter verkauft wurden.
Joey bleibt im Roman nie lange bei einer Bezugsperson. Lediglich ein Pferd begleitet ihn eine ganze Weile. Ansonsten illustrieren die vielen und oft berührenden Episoden des Romans aus der Sicht eines Pferdes deutlich und teils drastisch die Sinnlosigkeit des ersten Weltkriegs. Der Roman kommt nun unter der Regie von Steven Spielberg mit dem deutschen Titel „Gefährten“ ins Kino. Nach der Lektüre des Buches und dem zweifelhaften „Genuß“ Spielbergs letzten Films würde ich jedoch – ganz subjektiv – empfehlen, das Buch zu lesen und danach zu überlegen, ob man die schöne Geschichte unbedingt als Hollywood Streifen sehen muss.