Die große Verschwendung (von Wolfgang Schömel)
|Dr. Georg Grabrecht ist ein „vergleichsweise kleines Arschloch“. Für die Grünen ist er Bausenator in Bremen und schwimmt ganz oben auf der Welle der „Leuchturmprojekte“. In diesem Sinn lässt er eine maritime Oper mithilfe eines zwielichtigen norwegischen Investors bauen und wird kurz danach selbst von den Verlockungen zwielichtiger Deals gelockt. Nebenbei ist sein Privatleben jedoch völlig im argen, die Beziehung mit seiner Frau liegt in Trümmern. Da kommt die junge und attraktive Mitarbeiterin seines Investors natürlich sehr gelegen.
„Die große Verschwendung“ will eine Mischung aus politische Gesellschaftssatire und persönlichem Drama sein. Dem Roman gelingt allerdings keines von beidem.
Der Anfang ist ganz amüsant. Schömel beschreibt die politische Arbeit Grabrechts. Der hat eine unglaubliche Distanz zu seiner eigenen Tätigkeit und karrikiert sich eigentlich selbst. Er glaubt als Mitglied der Grünen an gar nichts von dem, was er macht, tut es aber, weil es halt alle machen. Es entsteht der Eindruck, dass alle Akteure auf einer Trendwelle surfen, von der sie bereits wissen, dass sie ins Verderben führt. Der Verlag hat passend dazu noch die Hamburger Elbphilharmonie auf das Cover gedruckt, was natürlich sofort für Parallelen sorgt.
Doch der Stoff für eine politische Satire ist sehr begrenzt. Schon nach kürzester Zeit wendet sich der Autor den privaten Beziehungen seiner Hauptfigur zu. So wird eine zerrüttete Ehe zwischen dem grünen Grabecht und einer TAZ-Journalistin geschildert und im Laufe des Romans natürlich die Affäre zu der jungen Mitarbeiterin aus Norwegen.
Das alles ist sehr Klischee beladen, wird oft extrem derb geschrieben und ist insgesamt weder witzig noch spannend. Stattdessen ist der Verlauf extrem vorhersehbar und Grabecht macht sich mehrmals zum Affen. Die einzige Aussage dieser langen Passagen ist eigentlich, dass Grabecht überhaupt keine Kontrolle mehr über sein Leben hat.
Zum Schluss versucht der Roman noch mal etwas politisch zu werden. Die rot-grüne Koalition in Bremen wird für ihre Fehler abgewählt. Doch das ist so knapp geschrieben, dass es den Roman auch nicht mehr rettet, zumal der Satire-Versuch hier endgültig aufgegeben wird.
Grabecht steht zum Schluss vor einem persönlichen und politischen Scherbenhaufen, den er aufgrund seiner Handlungen letztendlich aber auch verdient hat. Mitleid regt sich mit ihm kaum, zu distanziert war er zuvor, als dass man sich mit ihm identifizieren könnte. Zurück bleibt ein Roman, der ohne Botschaft daher kommt und weder eine gelungene Satire noch eine gelungen Charakterstudie ist.