Nach der Politikerkontrollierung

Wer der Ansicht ist, Politiker seien rundum schlecht und verkommen, hat in den letzten Monaten viel zu feiern gehabt. Die Regierung liefert nicht nur eine schlechte Leistung ab, vielfach werden Politiker nun auch des akademischen Betruges überführt. Das begann mit Ex-Star-Guttenberg und hat vermutlich kein Ende mit den Zeit-Entdeckungen hinsichtlich Bernd Althusmann gefunden. Jeder Politiker, der einen Doktortitel trägt, dürfte zur Zeit auf der Hut sein, steht er doch unter Generalverdacht. Auf Internetseiten werden sich nacheinander die Doktorarbeiten von Politikern vorgenommen. Mal entsteht dabei ein neuer Skandal wie bei Silvana Koch-Mehrin, andere Male findet man nichts wie bei Nils Schmidt.

Die vielen Kontrollen sind gut und richtig, bringen sie dochEinblicke in manche Vergaben von Doktortiteln. Doch die jetzige Vorgehensweise hat eine Schwäche, den wieder einmal konzentriert sie sich einzig und allein auf Politiker. Das ist verständlich, schließlich gibt es viel Misstrauen gegenüber diesem Berufszweig. Außerdem ist es naheliegend, erst einmal mit bekannten Persönlichkeiten anzufangen, die zu allem Überfluss auch noch vor allem wegen ihrer Glaubwürdigkeit gewählt wurden.

Würde jedoch ähnlich viel Energie in die Überprüfung von Doktoren in der Wirtschaft und in der Wissenschaft gesteckt werden, kämen vermutlich ähnliche Vorfälle ans Licht. Sie würden nicht so viel mediale Resonanz erfahren, wer interessiert sich schon für einen enttarnten Manager oder Professor. Vermutlich würde das dadurch auch kaum Folgen für die Betroffenen mit sich bringen.

Doch es ist ja zu vermuten, dass die bisher enttarnten Politiker nicht exemplarisch für einen verkommenen Berufszweig stehen, sondern für Fälle, in denen das wissenschaftliche Kontrollsystem versagt hat. Und scheinbar tut es das häufiger. Insofern wäre es begrüßenswert, wenn – nachdem das politische Feld abgegrast ist – sich der Überprüfungsehrgeiz auf andere Felder ausdehnt. Denn jede Entlarvung ist nicht nur für den Betroffenen peinlich, sondern auch für dessen Universität. Vielleicht wird dann das ein oder andere Vergabesystem etwas überdacht.

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