Konservativ nur einseitig möglich?

Woche für Woche übertrifft sich Jan Fleischhauer mit seinem „schwarzen Kanal“ selbst. Es ist ja nicht so, dass konservative Analysen und Perspektiven generell schlecht sind. In der Regel sind auch sie fundiert und aus einer gewissen Weltanschauung durchaus verständlich. Aber Fleischhauer gelingt es immer wieder so peinlich einseitig zu argumentieren, dass man sich beinahe fremdschämt.

Das Thema in dieser Woche ist der Boulevard und dessen Zukunft nach der Murdoch-Krise. Die These ist diesmal, dass sich „Linken“ mit dem Murdoch-Skandal endlich wieder ein Boulevard-Feindbild biete und vor allem ein Angriff auf Boulevard-Methoden. Murdochs Verbrechen sei einfach, dass er konservativ ist. Dabei sei der Boulevard in Wirklichkeit ein Spiegel der Volksmeinung und die Kritiker wären viel gnädiger, wenn sie selbst erfolgreich wären. Nur sei es halt so schwierig, linke Positionen in Schlagzeilen zu verwandeln.

Dieser Artikel ist insofern peinlich, weil einige wichtige Dinge nicht erwähnt werden:

  • Schlug Kirch und Murdoch wirklich Kritik entgegen, weil sie konservativ sind oder weil sie Medienkonzentration betrieben?
  • Sind „Linke“-Positionen einfach nicht mehrheitsfähig oder liegt es vielleicht nicht im Wesen „linker“ Publikationen oben beschriebene Medienkonzentration zu betreiben bzw. auf große Konzerne hinzuarbeiten?
  • Ist es wirklich so, dass konservative Positionen mehrheitsfähig sind und sich in Schlagzeilen umwandeln lassen oder sind sie aufgrund ihrer simpleren und (zugegeben) klareren Argumentationsstruktur nur einfach besser verkürzbar?
  • Ist es gut, Argumente und Thesen boulevardmäßig zu verknappen?
  • Sind 2,8 Millionen verkaufte Bild-Zeitungen (und angeblich 13 Millionen Leser – jede Bild wird also von mehr als sechs Leuten gelesen) wirklich die „Volksmeinung“?

Diese und eine Reihe weiterer Fragen blendet Fleischhauer aus. Natürlich kann man bei jedem Artikel wichtige Fragen finden, die nicht gestellt wurden. Fleischhauer stellt jedoch gar keine Fragen. Er ordnet Ereignisse in sein Weltbild ein. Darin ist das, was von linker Seite kritisiert wird, gut und muss verteidigt werden. Und wenn es einfach nur mit dem Vorwurf geschieht, die „Linken“ würden doch nur nörgeln, weil sie auf dem Gebiet versagt hätten und alle großen Zeitungsmacher konservativ seien. Das ist jedoch platt und eigentlich schon auf populistischem Boulevardniveau.

Denn Fleischhauer vergisst bei dem einen Argument, das er aufstellt, eine wichtige Tatsache: Es gibt auch konservative Berichterstattung jenseits des Boulevards. In Deutschland gibt es zum Beispiel konservativen Journalismus mit hohen Standards in Form der FAZ. Und es gibt eher durchschnittlichen, dafür aber einfacher zu verstehenden konservativen Journalismus in Form der Welt. Die FAZ ist nicht einmal in der Hand eines großen Konzerns, berichtet differenziert auf hohem Niveau und vertritt doch regelmäßig einen profilierten, konservativen Standpunkt. Sie schafft also all das, wofür Fleischhauer (also Journalist hoffentlich) gerne stehen würde, aber worin er regelmäßig scheitert.

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