Gehälter

Deprimierende Nachrichten: Die deutschen Durchschnittsgehälter sind im letzten Jarhzehnt lediglich für Besserverdienende leicht gestiegen. Die Wirtschaft und die Kapitalerträge seien zwar stark gestiegen, nur wer von seiner eigenen Arbeit lebt, der bekommt weniger.

Denn sicherlich mag man argumentieren, dass niemand weniger bekomme, es arbeiten einfach mehr Menschen als vor zehn Jahren – nur halt im Niedriglohnsektor, was den Durchschnitt nun einmal senkt. Und in dem Fall sollte man sich einfach freuen, dass Menschen wieder arbeiten können, im Laufe der Zeit würde sich auch das Gehalt verbessern. Mindestlöhne würden zwar die Gehälter steigen lassen, aber auch Arbeitschancen verspielen. Diese These greift jedoch an drei Punkten zu kurz.

  1. Bedeutet ein fehlender Anstieg keinesfalls, dass es Leuten nicht schlechter geht. Denn die Inflation verringert schließlich die Möglichkeiten, die man mit einem Lohn vor zehn Jahren hatte. Deswegen fordert Jan Fleischhauer irrigerweise die Steuern aufgrund der Inflation zu senken. Das ist aber dämlich, schließlich steigen auch die Ausgaben des Staates im Rahmen der Inflation. Nein, für den Inflationsausgleich muss nun einmal der aufkommen, der im Rahmen der Inflation auch mehr Einnahmen hat: Der Arbeitgeber.
  2. Niedriglöhne sind ja nicht die einzige Einnahmequelle für prekär Beschäftigte. Damit man überhaupt Leben kann, zahlt der Staat ja in der Regel die Differenz zum ALG-II-Satz. Hier verbirgt sich also nichts weiter als subventionierte Arbeit. Und Subventionen sind etwas, gegen das die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, aus deren Umfeld die oben zusammengefasste Zusammenfassung stammt, neuerdings vorgehen möchte.
  3. Es ist fraglich, ob eine Beschäftigung im Niedriglohnsektor langfristig tatsächlich bessere Löhne verspricht. Hier bin ich mir nicht im klaren, was Untersuchungsergebnisse zeigen, der Autor der oben genannten Thesen schreibt dazu jedoch auch nichts. Ich wage zu bezweifeln, dass der Einstieg in der Niedriglohnbranche tatsächlich langfristig zu einem vernünftigen Gehalt führt. Das dürfte eher durch die Koppelung zweier unterbzahlter Jobs zu erreichen sein, eine Entwicklung, die ebenfalls nicht wünschenswert ist.

Viele Arbeiten werden nicht mehr anständig bezahlt. Arbeitsplätze, die früher verloren gegangen sind und jetzt wieder gebraucht werden, werden mit niedrigen Gehältern angesiedelt, die zum Leben alleine nicht immer reichen. Das kann man als Chance für Langzeitarbeitslose sehen. Man kann sich aber auch darüber Gedanken machen, ob man von Arbeit nicht leben können sollte.

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