City Sushi (South Park)

Butters ist wohl der kindlichste und unschuldigste Junge aus der „South Park“-Klasse. Im Gegensatz zu den vier Hauptfiguren der Serien spielt er regelmäßig Kinderspiele wie „Cowboy und Indianer“, „Postmann“ und „Detektiv“. In dieser Folge bringt ihn das in ernste Schwierigkeiten, denn seine Eltern denken, er besitze multiple Persönlichkeiten.

Diese Grundidee macht die Folge zu einem unterhaltsamen Spaß. Butters Eltern waren nie besonders gut. Sobald es ein Anzeichen eines Problems gab, schickten sie ihn auf sein Zimmer und vergaben drakonisch langen Hausarrest. Diesmal vermuten sie hinter seinen Spielen eine Art Schizophrenie und bringen Butters zum Doktor. Als der feststellt, dass Butters tatsächlich „krank“ ist, reagiert der Vater wie immer: „Should we ground him?“ Die Antwort des Doktors, die im Trailer zu betrachten ist, spielt auf einen weiteren Fetisch unserer Gesellschaft an: Es gibt nicht nur für jedes Verhalten eine medizinische Erklärung, sondern auch „tender, loving medication – heavy medication„.

Mit dieser Episode verfolgt „South Park“ wieder das erfolgreiche Konzept, dass die „Mehrheitsgesellschaft“, in diesem Fall Eltern, Mediziner und Polizei, völlig normales verhalten als unnormal einschätzen. Denn natürlich ist es selbstverständlich, dass Kinder Busfahrer oder Indianer spielen. Für die durchregulierte Erwachsenenwelt gleicht das jedoch einer Abweichung von der Norm. Dabei bleibt das Opfer ohne Stimme zurück. Denn Butters braucht erst einmal eine Weile, bis er begreift, was überhaupt vor sich geht. Zunächst hält er das Abfragen seiner vielen Fantasiefiguren für ein amüsantes Spiel.

Die Handlung dreht erst, als sich herausstellt, dass der Butters betreuende Doktor und wirklich heftigen multiplen Persönlichkeiten leidet. Wieder einmal ist der wahre Kranke also der Arzt. Dabei wird natürlich kein Klischee ausgelassen. Der Arzt vergeht sich an Butters, spannt ihn für seine eigenen Zwecke ein und leugnet konsequent seine eigene Schwäche. Butters ist ihm jedoch über weite Strecken hilflos ausgeliefert.

Verwoben wird das Ganze mit dem recht amüsanten Streit zwischen einem chinesischen Wok-Restaurant-Besitzer und einem japanischen Sushi-Restaurant-Besitzer. Während der Japaner einfach nur seinen Geschäften nachgeht, ist der Chinese über die Anwesenheit des Konkurrenten regelrecht hysterisch. Er hat eine Abneigung gegen die suizidgefährdeten, mörderischen „Japanese Dogs“ und prügelt sich regelmäßig mit seinem Konkurrenten. Aber vor allem stört ihn, dass die Amerikaner Japaner und Chinesen kaum auseinander halten können. Es wird einfach von „Asiaten“ gesprochen, die kulturellen Eigenheiten werden unter den Tisch gekehrt. Dieser Handlungsstrang ist nicht nur witzig, sondern auch etwas nachdenklich. Schließlich spricht man durchaus vom „Asiaten“, „Afrikaner“ oder „Araber“ ohne daran zu denken, dass sich hinter diesen Begriffen mehrere Kulturen verstecken können.

Leider, und das ist die einzige Schwäche der Episode, laufen die beiden Handlungsstränge nicht parallel, sondern werden zum Schluss miteinander verwoben. Diese Lösung ist weder logisch, noch abgdreht-komisch, sondern einfach unpassend konstruiert. So werfen die letzten Minuten einen Schatten auf die sonst sehr gelungene Kritik am Medikamenten- und Krankheitswahn westlicher Gesellschaft sowie der Arroganz mit der kindlicher Fantasie begegnet wird.

Die ganze Episode ist wie immer auf South Park.de auf Englisch in voller Länge, völlig legal anzusehen.

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