Vermögendes Volk?

Yay, Spiegel Online hat festgestellt, dass wir ein vermögendes Volks sind. Im Schnitt besitzt jeder Deutsche über 40 000 Euro. Und das Beste: Das Vermögen der Deutschen steigt immer weiter.Solche rein positiven Berichte sind doch einfach klasse, oder?

Der Spiegel spricht davon, dass das Volksvermögen (ca. 5 Billionen) immer weiter steigt, während der Schuldenstand der Deutschen (ca. 1,6 Billionen) seit Jahren stabil bleibt. Schon da wird man etwas stutzig, bedeutet es doch, dass den 5 Billionen Euro auch beinahe zwei Billionen Euro an Schulden gegenüberstehen. Doch der knapp gehaltene, völlig unsinnige Artikel sagt dazu nichts aus.

Der Artikel ist auch deswegen unsinnig, weil er eine wichtige Komponente verschweigt: Das arithemtische Mittel mag vielleicht bei 41 426 Euro liegen, aber wie ist das Vermögen tatsächlich verteilt?

In diesem Fall hilft eine Grafik der Bundeszentrale für politische Bildung weiter, die die Vermögensverteilung für die Jahre 2002 und 2007 darstellt. Dabei wird die Bevölkerung in zehn Vermögensklassen eingeteilt. Das Ergebnis: Während 30 Prozent der Bevölkerung nichts beziehungsweise weniger als nichts besitzen, können zehn Prozent über 60 Prozent des Vermögens auf sich vereinen. Oder um es noch drastischer auszudrücken: Während die ärmere Hälfte der Bevölkerung durchschnittlich gar nichts besitzt, verteilt sich in der zweiten Hälfte das Vermögen zwei zu eins auf das letzte Zehntel. So ist es schön, dass „wir“ insgesamt immer reicher werden, wenn davon nur wenige profitieren.

Denn auch der Vergleich zwischen 2002 und 2007 ist interessant. Die Verteilung wird nämlich nicht etwa gerechter, sondern verschiebt sich sogar noch Richtung reichstes Zehntel, das seinen Vermögensanteil von 58 auf 61 Prozent ausbauen kann. Man stelle sich lieber nicht vor, wie die Entwicklung im Jahr 2011, vier Jahre und eine Finanzkrise später aussieht.

Interessant bleibt auch, welche Pressemitteilung Spiegel Online besinnungslos abgeschrieben hat (die dpa wird als Mitautor gekennzeichnet).

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