Schlingernd in die Zukunft

Die SPD hat beim ARD-Deutschladrend wieder ein Prozentpunkt verloren. Sie liegt damit zwar drei Prozentpunkte vor den Grünen und eben so viele Punkte vor dem Ergebnis von Forza am Dienstag, aber die Welt attestiert der SPD einen schlingernden Kurs. Außerdem wird die SPD in dem Artikel bereits als gestrig erklärt und abgeschrieben. Von der Partei wird ausschließlich in der Vergangenheit geredet.Dabei solle man bedenken: Totgesagte leben länger.

Denn insgesamt ist Berichterstattung durchaus durchwachsen. Die Welt und viele andere Zeitungen kritisieren die SPD vor allem für ihren Sarrazin-Umgang. Nun meldet der Spiegel, dass die Mehrheit der Deutschen die Entscheidung der SPD richtig fand. Der Spiegel spricht dabei von einer deutlichen Mehrheit. Im ARD-Deutschland-Trend ist das Ergebnis bei den SPD-Anhängern allerdings weitaus gespaltener. Beide Ergebnisse bauen auf Umfragen auf. Mittleweile gibt es davon drei bis vier pro Woche. Jede noch so kleine Veränderung (minus 1 Prozent diese Woche) führt dabei zu Abgesängen auf SPD oder FDP, je nachdem. Die Grünen ende 2010 vor der SPD, vor Fukushima wieder bei 16 Prozent, jetzt – allerdings nur bei Forsa – wieder vor der SPD. Da werden kurzfristige Stimmungsbilder gemalt, die sich offensichtlich schnell ändern können.

Und das ist nicht nur eine Chance für alle anderen Parteien, sondern auch für die SPD. Mit einem besseren Profil, mit guten Ideen, könnte man das Rad sicherlich wieder drehen. Die müssen allerdings erst einmal entwickelt und richtig präsentiert werden. Die Anfang des Jahres angestoßene Fortschrittsdebatte ist schon wieder eingeschlafen. Dabei müsste gerade nach Fukushima Fortschritt neu gedacht werden.

69 Prozent haben laut Deutschland-Trend das Gefühl, der Wirtschaftsboom zur Zeit komme nicht bei ihnen an. Das ist vermutlich die größte Grundlage für eine sozialdemokratische Partei. Langfristig werden damit auch die Grünen mit ihrem teils konservativen Profil nichts ändern können. Hier muss sich die SPD wieder profilieren und von dort andere Themenfelder neu denken und neu erschließen. Bis es so weit ist, mag es noch etwas dauern. Nach 1982 war die SPD sicherlich nicht nach eineinhalb Jahren wieder auf der Höhe. Profilentwicklung braucht Zeit und fähige Leute. An beidem mangelt es im Moment etwas, aber irgendwan wird die SPD beides wieder hervorbringen. Daher halte ich nichts von großen Abgesängen: Denn Totgesagte leben länger.

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